Ich hatte ja kürzlich einen Ausflug mit dem Mietwagen gemacht. Das war eine schöne Erfahrung, die größere Reichweite bietet mir ganz andere Möglichkeiten. Dafür kann ich da unterwegs nicht so leicht anhalten, wenn ich ein Fotomotiv sehe. Seither hab ich hin und her überlegt, ob es nicht vielleicht ein Zwischending gäbe? Sowas wie die alte BMW C1, einem Motorrad mit Dach drüber?
Und dann stolpere ich über einen Blog, wo Rollerfahrer sich über Windschutzscheiben austauschen. Das ist ja viel naheliegender! Weniger Fahrtwind, weniger Regen im Gesicht. Die Dinger gab es schon zu alten Vespa-Zeiten, und niemand, der jemals so eine Scheibe dran hatte, will sie anscheinend wieder missen. Damit büße ich zwar endgültig jegliche Coolness ein, aber es wäre unschlagbar einfach und billig. Also gut, ich bestelle eine. Maßgeschneidert für den NIU für 65 €, plus 25 € Transport aus Italien. Ein Detail, das noch wichtig wird…
Als sie eintrifft, staune ich: Das Ding erscheint mir riesig, wiegt aber fast nichts. Acrylglas! Da bin ich gespannt, wie das altert. Außerdem ist ein Säckchen dabei voller Schrauben, Muttern, Bügel und was weiß ich. Damit wird die Scheibe am Lenker montiert. Ja und eine ‚Anleitung‘. Ich muss laut lachen: Ein einziger schief kopierter Schwarz-Weiß-Zettel mit italienischen Hinweisen drauf:
Mein Italienisch endet bei der Speisekarte. Okay, ein Schritt nach dem anderen. Ich scanne den Zettel ein. Die Software erkennt den Text und erstellt eine pdf-Datei. Die öffne ich, kopiere den italienischen Text über die Zwischenablage in DeepL, einem Online-Übersetzer. Die Übesetzung drucke ich dann aus:
So grob macht das ja Sinn. Aber wohin genau welches Bauteil? Das Wort ‚Grower‘ hat Deepl einfach weg gelassen. Ist das wichtig? ‚Una grower e il dado‘ übersetzt das Programm mit: ‚ein Züchter und die Nuss‘. Das klingt nach einem alten Märchen, aber inzwischen weiß ich, gemeint ist: ‚ein Federring und die Mutter‘. 🙂
Mit einigem Rumprobieren verstehe ich, wie das Ding montiert werden soll und fange schon mal an mit der Vormontage im warmen Kämmerlein. Das ist mühsam, aber es klappt.
Dann die Montage am Roller. Ich hab leider keinen passenden Gabelschlüssel für die große Nuss, ääh Mutter. Da muss die Rohrzange ran. Irgendwie fügt sich alles und passt am Ende tatsächlich perfekt an den Roller! Die Scheibe sitzt und wackelt nicht.
Ich drehe eine kleine Runde nach Fessenbach. Es ist ganz schön windig, das ist ein guter Test. Und die Scheibe macht einen super Eindruck! Ich spüre zwar am Lenker, dass die Böen an der Scheibe rütteln, aber bis 45km/h überhaupt kein Problem, und schneller werde ich ja eh nicht. Den Fahrtwind spüre ich kaum. Ich hab sogar die Handschuhe vergessen und merke es erst auf der Rückfahrt. Die Scheibe schirmt auch die Hände erstaunlich effektiv ab. Und ganz wichtig: langsamer geworden ist der Roller auch nicht.
Ich bin gespannt, wie es ist, wenn z.B. unterwegs Nebel anfriert. Aber dann kann ich zur Not immer noch an der Scheibe vorbei schauen. Mensch, das hätte ich echt schon viel, viel früher machen können! Und irgendwie – so ganz uncool sieht das gar nicht aus! 🙂
Sooo cool!
Ich liebe deine Beiträge und freue mich jedesmal sehr darüber, zumal ich immer wieder in Zell-Weierbach zu Besuch bin – so auch gerade jetzt – und es einfach liebe.
Danke, dass du uns mit Bildern und Texten teilhaben lässt.
Ja sehr gerne! Ich freu mich ja, wenn Menschen Anteil nehmen an dem, was ich so treibe. 🙂