So isses wohl. Nach dem High kommt der Entzug.
Okay, das ist übertrieben. Ich hatte mit dem Kreatin zwar sofort spürbar mehr Kraft und Klarheit im Kopf. Aber ich kenne das Spiel ja inzwischen und war deshalb sehr vorsichtig:
Erstens bin ich mit der Dosierung bis heute noch nicht weiter hoch gegangen.
Und zweitens hab ich mir nicht mehr Aktivitäten gegönnt als die Werte meiner Garmin-Uhr zugelassen haben. Die konnte ja an Puls und Herzratenvariabilität keine Veränderung durch das Kreatin messen.
Und trotz der Vorsicht hat es mich wieder zurück geworfen. Ich fühle mich schlapp, der linke Lymphknoten am Hals ist seit vier Tagen geschwollen und schmerzt. Eine Erkältung oder ein weiterer Drüsenfieber-Durchbruch? Ich nehme das sehr ernst und stecke deshalb seit bald einer Woche schon wieder in meiner Wohnung fest. Ich hoffe, das wird in den nächsten Tagen besser…
Mir fehlen die kleinen Ausflüge, das Licht. Da ist der Balkon kein vollwertiger Ersatz.
Ich denke an die kleinen Ausflüge in der Woche zuvor:
Es gibt einen alten Steinbruch im Wald, da sollen in den letzten Jahren Uhus und Wanderfalken gesehen worden sein. Als ich mittags ankomme, ist da aber natürlich nichts zu sehen. Egal, schön ist es trotzdem. Auf dem Rückweg freue ich mich an dem weißen Teppich aus Buschwindröschen im Wald.
Zwei Tage später fahre ich mal wieder an den Rhein. Das Wetter ist aber trüb und kalt. Schwäne fliegen vorbei, ein Silberreiher macht es sich im Baum gemütlich. Als ich am Rand eines Baggersees unter den laufenden Förderbändern durchfahre, bekommen mein roter Roller und ich jede Menge schicke ockerfarbene Sandtupfer.
Sonntagmorgens bin ich einigermaßen früh dran. Am Königswaldsee bewegt sich kaum etwas. Ein Mäusebussard sitzt zehn Meter vor mir im Baum und ignoriert mich vollständig. Selbst als ich aufstehe und ein paar Fotos vom See mache, juckt ihn das nicht.
Aus dem Wald hinter mir höre ich plötzlich einen Pirol! Sind die schon zurück aus dem Winterquartier? Dann völlig andere Geräusche und schnell ist klar, dass es ein Star ist, der letzten Sommer fließend ‚pirolisch‘ gelernt hat. Immer wieder verblüffend, die Kleinen!
Um kurz nach neun Uhr geht das Geböller von der nahegelegenen Schießbahn los. Das war’s mit der Ruhe und ich mache mich langsam auf den Rückweg.
Am Dienstag spüre ich schon, dass was nicht stimmt. Aber mit dem Rollstuhl rüber zum Kasernenplatz, das müsste drin sein. Ein einziges Blütenmeer in weiß, sonniges Wetter, die Menschen sitzen da und genießen.
Der Frühling erscheint mir jedes Jahr wieder wie ein Wunder!
Diese Fülle, diese Farben, das kann ja fast nicht echt sein!
Und spätestens im Juni hat man sich dann doch wieder dran gewöhnt…