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Bären

Bären

Aus dem Großwildjagd-Geschäft bin ich ja mangels Erfolg ganz offiziell wieder ausgestiegen. Also bleibt halt nur die Touristenvariante. Aber im Ernst: Seit vielen Jahren gibt es den Alternativen Wolf- und Bärenpark bei Schapbach. Ich war noch nie dort. Früher mangels Interesse, dann mangels Mobilität. Neulich bin ich vorbei gefahren, scheiterte aber schon am Weg vom Parkplatz hoch zum Kassenhäuschen.

Ich hab die Tage mal angerufen und sie bieten zwei Optionen für mobilitätseingeschränkte Personen wie mich:
1. Man lässt sich mit dem elektrischen ‚Bärenmobil‘ fahren. Das kostet 20€ extra, was ich okay finde. Leider geht das nur, wenn sie grade genug Personal da haben.
2. Ich kann mit meinem Roller hoch zum Eingang fahren. Dort haben sie ein paar Parkplätze für Gehbehinderte. Zu Fuß schaffe ich es zwar nicht bis ganz nach hinten in den Park, aber wenigstens den vorderen Teil kann ich so auf eigene Faust erkunden. Ich hab also einen Plan!

Sonntag morgen, schönes Wetter, ich fahre um acht Uhr los. 50 Meter bis zur Kreuzung unten. Ich stehe wieder auf der Linksabbiegerspur, aber die Ampel wird einfach nicht grün. Das hatte ich ja neulich schon. Irgendwann fahre ich halt bei rot drüber.

Ich fahre nach Norden aus der Stadt raus, über die Eisenbahnbrücke und will in die B3 einbiegen. Aber was soll ich sagen – ich warte und warte und die Ampel wird nicht grün. Mit mir drauf sind es 240kg, aber die Schleifen reagieren nicht. Anscheinend hab ich einen Motorroller mit Stealth-Funktion für Ampeln gekauft. Das kann ja noch heiter werden! Also auch hier bei rot drüber, ist ja eh nix los heute morgen.

Nach diesen Startproblemen läuft es dann aber ganz entspannt. Ich fahre auf die B28 und dann zügig das Renchtal hoch. Erstaunlich schnell bin ich in Bad Peterstal. Hier mache ich ein Päuschen und bestaune das Gebäude der Schlüsselbad-Klinik. Früher hat man sich mit der Optik echt Mühe gegeben!

Dann sattle ich wieder auf. Google Maps hat mir die Route über den Freiersberg empfohlen. Hier war ich noch nie! Die Straße ist schmal und steil, aber es ist sonst kein Mensch unterwegs. Und so winde ich mich gemütlich den Schwarzwald hoch. Oben eine weitere Pause. Ich liebe einfach die Atmosphäre hier oben.

Runter geht es ja immer schneller, und so bin ich pünktlich zur Öffnung beim Bärenpark. Es ist noch nicht viel los, aber mir wird schnell klar, dass die Vorstellungen, die ich im Kopf hatte, nicht ganz zutreffen. Ja, die Tiere haben, verglichen mit einem Zoo, enorm viel Platz. Aber trotzdem müssen die Besucher vor ihnen geschützt werden. Und umgekehrt. Als ich das sehe, ist meine erste Assoziation: Jurassic Park!

Hinter dem Zaun brüllt aber natürlich kein wütender T-Rex. Statt dessen lümmelt ein Braunbär auf einem liegenden Baumstamm und bewegt wenig mehr als ab und zu seine Ohren. Ein Stück weiter leht sich ein anderer Bär an einen Baumstamm und ist kaum motivierter.

Das ist auch alles, was ich zu sehen bekomme. Weiter hinten sind wohl weitere Bären und einige Wölfe. Aber bis dahin schaffe ich es nicht, das wären hin und zurück etwa zwei Kilometer mit einiger Steigung. Ich bin schon stolz auf das Stückchen, das ich heute gegangen bin.
Aber kein Problem. Ich denke, ich komme mal wieder, wenn das Bärenmobil verfügbar ist. Und dann vielleicht nicht grade an einem Sonntag.

Ich bin echt beeindruckt, mit was für einer Hingabe die Betreiber ihren Job machen. Sämtliche Tiere im Park wurden aus Gefangenschaft befreit oder hätten wegen Verhaltensauffälligkeiten erschossen werden müssen, zum Beispiel weil sie von Menschen angefüttert wurden und dadurch die Scheu verloren hatten.

Ja, auch das hier ist nicht die freie Wildbahn. Aber verglichen mit einem kleinen Käfig in einem Zirkus ist das hier ein Paradies. Hier müssen sie keine Kunststücke lernen, sich nicht von Menschen betatschen lassen, nicht gegen Kampfhunde um ihr Leben kämpfen oder was sie sonst alles Schlimmes erlebt haben.

Hier sind es die Menschen, die durch schmale Käfige laufen, um die Tiere zu sehen. Die Tiere haben Wald zur Verfügung, in den sie sich zurück ziehen können. Da, wo ich längs gegangen bin, sind wohl auch einige Luchse, aber die in dem dichten Gestrüpp zu sehen ist nur möglich, wenn sie gesehen werden wollen.

Gegen elf wird es ganz schön voll und ich mache mich auf den Heimweg, diesmal übers Kinzigtal. Zu meinem Erstaunen hat mir Google empfohlen, über den Brandenkopf zu fahren. Okay, das ist etwas kürzer als außenrum über Wolfach, aber es ist nochmal deutlich steiler, enger und kurviger als heute morgen über den Freiersberg. Zum Glück ist auch hier fast niemand unterwegs. Nur ein Mountainbiker quält sich den Berg hoch.

Oben an der Kreuzsattel-Hütte ist dann ordentlich was los. Ich gönne mir ein Stück Johannisbeerkuchen, dann fahre ich gemütlich nach Hause. Ich räume die Sachen auf, koche mir was, esse, dann falle ich ins Bett zu einem späten Mittagsschlaf.
Abends zeigt meine Garmin-Uhr noch ganze 9% Body Battery, und so fühle ich mich auch: rechtschaffen müde. Mit vielen Eindrücken und Bildern im Kopf und sehr zufrieden falle ich in die Federn…

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