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Bienenfresser-Trip

Wo die Bienenfresser wohnen

  • Natur

In den letzten zwei Jahren hab ich bei Zunsweier gelegentlich Bienenfresser beobachten können. Sie kommen, wenn man Glück hat, morgens im Schwarm angeflogen, jagen, hängen ab, was ein Bienenfresser tagsüber halt so tut. Aber wo wohnen die? Also im Sinne von schlafen? Und brüten?

Ihre Bruthöhlen graben sie bis zu 1,5 Meter tief in offene Lößwände, und die gibts noch weiter südlich. Niederschopfheim, Oberschopfheim, und vermutlich weiter bis zum Kaiserstuhl. Jetzt hab ich ja keine Reichweitenangst mehr, also hab ich ein neues Projekt.

Am Montag nachmittag schwinge ich mich auf die Forza. Eigentlich ist der Hauptzweck, Erfahrungen zu sammeln, wie ich Wetter und Bike-Kleidung passend bekomme. Es ist schwül, einige Gewitter brauen sich über den Bergen zusammen. Um nicht sinnlos Benzin zu verheizen, fahre ich nach Oberschopfheim. Gegend erkunden.

Ich sehe jede Menge Turmfalken, die ihre Kreise ziehen und jagen. Vereinzelt auch mal einen Bienenfresser. Die wissen offensichtlich, dass Turmfalken lieber Mäuse essen, und ignorieren die Greifvögel komplett. Als das Gewitter näher kommt, ziehe ich mich lieber schnell zurück und fahre nach Hause. Aber ich weiß jetzt, wo ich nächstes mal hin muss.

Heute, Dienstag, ist das Wetter stabil sonnig. Ich packe meinen Kram und fahre wieder zu der gleichen Stelle. Das Morgenlicht ist wunderschön. Als ich ankomme, ist es jedoch noch sehr ruhig. Nur ein Bluthänfling wartet auf den Tag. Aus der Ferne höre ich Bienenfresser rufen, aber wo sind die?

Ich sehe eine Lößwand an einem gegenüberliegenden Rebhügel. Viele Dutzend Löcher, aber kein Vogel zu sehen. Ich positioniere mich, aber nichts zu machen. Nach einer Weile fahre ich ein Stück weiter in die Richtung, aus der die Rufe kommen. Auch hier nichts zu sehen. Ich fotografiere die ungewohnte Perspektive auf Offenburg. Moment, was ist das Orangefarbene da unten? Ich fokussiere näher und – da sitzt ein Bienenfresser!

Also fahre ich noch ein Stück weiter in diese Richtung. Als gesunder Mensch wäre das nur ein Katzensprung zu Fuß. Hoffentlich verscheuche ich die nicht. In diesem Moment sehne ich mich doch nach einem leisen Elektromotor. Und dann sehe ich sie! Ein knappes Dutzend Bienenfresser auf und um einen dürren Baum. Ich halte sofort an und bleibe auf dieser Distanz, richte mich ein. Glück gehabt!

Näher ran traue ich mich nicht. Wenn die sich bedrängt fühlen, fliegen sie ein Stück weiter und lassen sich dort nieder. Da verliere ich sie aus den Augen oder komme vielleicht überhaupt nicht in die Nähe. Meine Vorsicht zahlt sich aus. Immer wieder fliegen einzelne Bienenfresser auf, jagen, dann landen sie wieder. Ich würde sie gerne im Flug recht nah erwischen. Und gerne auch im Gegenlicht. Aber den Gefallen tun sie mir nicht. Sie sehen mich und finden den Abstand offenbar angemessen.

Ich hab meinen Tarnumhang dabei, der könnte helfen. Aber die Forza steht halb auf dem Feldweg, weil das Gras daneben zu weich und zu schief ist für den Ständer. Ich muss also in der Nähe bleiben, um sie schnell zur Seite schieben zu können, wenn ein Auto oder Traktor kommt. Und direkt neben dem in der Sonne blitzenden Roller macht die beste Tarnung wenig Sinn. 🙂

Dann kommt tatsächlich ein Auto. Ich stehe auf, schiebe die Maschine mühsam zur Seite, damit der Fahrer durch kommt. Der wird gleich den ganzen Schwarm aufscheuchen! Da will ich wenigstens den Abflugmoment erwischen. Ich stelle die Forza hektisch wieder hin. Wie erwartet fliegen die Vögel auf. Einer dreht dabei eine wunderschöne Ehrenrunde um mich herum. Ich reiße die Kamera hoch, halte drauf, Dauerfeuer. Endlich, das müsste super geworden sein!!!

Als der Bienenfresser weg ist, schaue ich die Bilder an. Schwarz. Alle schwarz. Ich hatte in dem Stress den Objektivdeckel nicht runter genommen. Das kann passieren, wenn man mit einem aufmontierten Punktvisier fotografiert.

AAAAAAAHHHH! Nach meinem Wutschrei kommt bestimmt keiner der Vögel mehr zurück. Das ist doch zum Mäusemelken! Schon wieder eine Superchance verpasst! Der Pirol letzte Woche. Die Polarlichter am Wochenende. Jetzt dieser Bienenfresser. Ich bin langsam echt frustriert.

Zu meiner Überraschung kommen die Bienenfresser schnell wieder zu ihrem Baum zurück. Aber näher komme ich halt nicht ran. Inzwischen brutzelt die Sonne auch ganz schön. Also lasse ich es gut sein für heute und fahre gemütlich wieder nach Hause.

Als ich die Fotos zuhause hochlade, staune ich. Die Ergebnisse sind gar nicht mal schlecht geworden! Wären die Bienenfresser wesentlich näher gekommen, hätte ich sie mit 500mm gar nicht im Bild halten können. Und halbe Distanz mit halber Brennweite gibt auch wieder nahezu das gleiche Ergebnis. Also am Ende doch ein erfolgreicher Ausflug. Nur beim Brüten oder Füttern hab ich sie halt immer noch nicht gesehen. Vielleicht haben sie damit aber auch noch gar nicht angefangen.

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