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Altrhein

Überraschende Abenteuer

Gestern war ich brav und hab einen Pausentag eingelegt. Aber heute, Freitag, hält mich nichts mehr zuhause! Heute will ich an den Rhein! Ich fahre durch Schutterwald, zur Dundenheimer Mühle. Da ist ein wirklich schöner See, an dem aber nicht viel los ist. Von da aus könnte man einem Feldweg der Schutter nach Süden folgen, da sollen viele Vögel aktiv sein. Aber mit der Forza traue ich mich das nicht, außerdem bin ich eh zu spät dran heute. Das mache ich mal irgendwann mit dem fast lautlosen NIU.

Stattdessen fahre ich weiter über die Felder Richtung Ichenheim. Am Rand eines Feldes blüht der Klee in voller Pracht. Eine ganz andere Landschaft hier draußen!

Dann weiter zum Rhein. Dort anzukommen ist immer wieder erstaunlich. Eben noch im Auwald, dann plötzlich Weite, Licht, der Fluss. Ein vollgepackter Radwanderer rollt vorbei nach Süden, ein Frachtkahn folgt ihm kurz darauf. Ein Schwan sonnt sich am Ufer. Ansonsten Ruhe.

Der perfekte Ort für eine Pause. Ich hole mein Wasser und packe ein Stück Hefezopf aus. Gar nicht übel! Ich höre einen Pirol in einem Baum ganz in der Nähe rufen. Dann fliegt er auf. Was mache ich? Meine Kamera liegt neben mir auf der Bank griffbereit. Aber ich hab den Kuchen in der Hand, die Finger kleben. Schnelle Entscheidung, JETZT !!!

Ein echter Tierfotograf hätte sofort den Kuchen weggeschmissen, die Kamera gepackt und drauf gehalten. Sauber machen kann man die dann ja immer noch. Aber ich bin halt eine Memme. Und Kuchen gebe ich generell nicht mehr aus der Hand. 🙂
Tja und so muss ich zuschauen, wie ein Pirol-Männchen in einem wunderschönen weiten Bogen rufend um mich herum fliegt und wieder in einem Baum verschwindet. ‚Das wäre Ihr Preis gewesen!‘ So eine Gelegenheit bekomme ich womöglich nie wieder. Aaaaah!

So ist das Leben, man kann nicht immer gewinnen. Ich sitze noch eine Weile da, dann packe ich meine Sachen wieder zusammen. Der Schwan drüben hat sich in der ganzen Zeit keinen Meter bewegt.

Ganz in der Nähe ist ein kleines Naturschutzgebiet rund um den Sauweidsee. Ich stelle die Forza ab und gehe die paar Meter rein. Das ist wunderschön hier! Birken, die mit den Füßen im Wasser stehen, Schilf, große Libellen düsen hin und her, sind aber zu schnell für mich. Eine einsame Kandagans döst auf dem Wasser. Ein kleines Paradies hier.

Am See führt ein ziemlich morscher Steg über eine Engstelle. Wenn ich mich da auf dem Bauch drauflege, kann ich mit der Kamera bis fast aufs Wasser runter. Das sieht sicher toll aus. Hoffentlich halten die Bretter noch so lange!

Dann ist es Zeit, wieder aufzubrechen. Ich gehe zur Forza zurück, will sie öffnen, und – nichts. Tot. Früher hatten Fahrzeuge ja einen Schlüssel, den man ins Schloss steckt und umdreht. Hast du den Schlüssel, bist du im Rennen. Die Forza hat ein ‚keyless go system‘. Einen kleinen Sender, den man in der Tasche hat. Nähert man sich dem Fahrzeug, wird es automatisch entriegelt.

Warum jetzt nicht? Wo hab ich den Key denn überhaupt? Ich greife in sämtliche Taschen, er ist nicht da. Verdammt! Hab ich den im Rucksack gelassen? Und wo ist der überhaupt? Ich gehe zurück zum See, da ist er nicht. Klar, ich hab ihn ja im Staufach unter der Sitzbank gelassen. Und die ist verriegelt. Mist!

Es gibt für solche Fälle eine Notentriegelung. Man muss einen Teil der Verkleidung abmontieren, dann kommt man an eine Schraube. Mit einem Spezialschlüssel kann man damit die Sitzbank entriegeln. Aber dieser Spezialschlüssel ist im Rucksack. Auf dem NIU hatte ich den ja immer auf dem Rücken. Ich gehe sonst überhaupt niemals im Leben nirgendwohin ohne den Rucksack.
Mist, Mist, Mist !!!

Was mache ich jetzt? Mein Puls rast, ich denke fieberhaft nach. Das ist genau der Fall, der niemals passieren darf! Der Roller ist hermetisch verriegelt. Wenigstens hab ich das Smartphone in der Hosentasche und nicht auch noch im Rucksack. Ich muss wohl den ADAC rufen und mich abschleppen lassen. Zuhause hab ich einen zweiten Key. So ein RIESENMIST !!!

Erst mal atmen. Ich kann mich nicht erinnern, den Key in den Rucksack gesteckt zu haben. Ich taste zum vierten mal alle Taschen ab, greife hinein. Dann, unter einer Falte, ist er da! Hallelujah!

Ich nehme ihn raus. Er ist ausgeschaltet, deshalb hatte der Roller nicht entriegelt. Das ist eigentlich eine sinnvolle Funktion, wenn man zum Beispiel an der Tankstelle bezahlen will und der Roller direkt vor der Scheibe draußen steht. Da soll er ja nicht offen sein. Anscheinend hab ich den Key versehentlich deaktiviert, als ich auf dem Steg auf dem Bauch lag.

Ich muss laut lachen vor Erleichterung und weil es mir so peinlich ist. Das will ich bitte nie mehr erleben!!!

Mehr Abenteuer brauche ich heute nicht mehr, außerdem bin ich später zum Mittagessen verabredet. Also mache ich mich auf den Rückweg. Ich fahre nach Niederschopfheim, dann die B3 nach Offenburg. Gefühlt mit einem Fingerschnippen bin ich wieder zuhause. Es ist ja beileibe nicht so, dass ich rase, aber für Entfernungen gilt jetzt mit der Forza echt ein ganz anderer Maßstab.

Was für ein Morgen!

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