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Nachwuchs

Nachwuchs!

Heute ist es endlich so weit! Mein Weihnachten! Ich kann meinen Roller abholen!!!

Das Taxi ist gebucht, ich hab alles gerichtet und hoffentlich an alles gedacht. Jetzt bin ich doch ganz schön aufgeregt. Das wird ja auch nachher die erste Fahrstunde, und ich konnte mit dem neuen Roller mangels Führerschein noch keinen Meter Probefahrt machen. Wie wird das werden? Werde ich damit überhaupt zurecht kommen? Wird die Fahrstunde möglicherweise zu anstrengend für mich?

Jetzt fühlt es sich weniger nach Weihnachten an als nach erstem Schultag.

Als ich mit dem Taxi beim Händler ankomme, steht die Maschine schon da. Meine Güte, ist die groß! Ich gehe rein zum Verkäufer und sag ihm Bescheid. Er kommt mit raus und zeigt mir noch ein paar Details.

Dann kommt auch der Fahrlehrer. „Das ist der Roller??? Ui, ist der groß! Wahnsinn, was die heute alles mit 125ccm bauen!“ Na ja, den gibts ja praktisch baugleich auch mit 300ccm. Schon ein Schiff halt. Das Hin- und Herschieben braucht mehr Kraft und Sorgfalt als gewohnt, ist aber machbar. Das Ding ist mit 165kg alleine genauso schwer wie mein alter Roller samt mir drauf. Trotzdem kann ich ihn auch mit einer gewissen Schräglage im Stehen noch halten. Das beruhigt schon mal.

Ich werde mit Funk verkabelt, damit ich unterwegs die Kommandos des Fahrlehrers hören kann. Ja und dann geht es los. Was mir sofort auffällt:

  • Die Blinker sind mit Handschuhen zwischen all den Knöpfen schwer zu finden. Sie machen dann null Geräusche und gehen auch nicht von selbst wieder aus. Das grüne Lämpchen am Display sieht man (zumindest tagsüber) nur, wenn man wirklich danach sucht. Dabei sollte man beim Abbiegen ja eher auf den Verkehr achten.
  • Das Handling des Rollers ist ansonsten wirklich seeeehr gutmütig und stabil. Ich kann damit auch mal entspannt zwei Sekunden anhalten, ohne einen Fuß auf den Boden zu stellen. In Kurven fühlt er sich nicht viel anders an als mein alter Roller.
  • Den Benzinmotor ist nicht eben lautlos. Hörschäden brauche ich damit nicht befürchten, aber die Vögelein links und rechts der Straße höre ich so definitiv nicht mehr zwitschern. Schade, aber dafür hab ich künftig eben gefühlt unendliche Reichweite.
  • Das Beschleunigen verursacht keine Adrenalinschübe. Nicht im Guten, nicht im Schlechten. Die Fliehkraftkupplung setzt butterweich ein, der Gasgriff reagiert sehr fein. Diese Maschine unkontrollierbar durchgehen zu lassen, dürfte sehr, sehr schwierig sein. Da muss man beim Elektroroller schon deutlich mehr aufpassen.
    Allerdings ist die Maschine auch noch neu. Die ersten paar hundert Kilometer soll man den Motor nicht ausreizen. Was passiert, wenn ich den Gasgriff mal ganz aufdrehe, weiß ich ja noch gar nicht. Wunder erwarte ich da aber nicht.
  • Beim Bremsen muss ich schon deutlich mehr Kraft aufwenden als gewohnt. Der alte Elektroroller rekuperiert beim leisesten Berühren der Bremshebel so stark, dass im alltäglichen Verkehr die eigentlichen Bremsen kaum was zu tun haben. Hier bei der Honda ist alles wieder Handarbeit. Aber kein Problem.

Wir kurven also durch das Industriegebiet, dann durch die Stadt. Nach Schutterwald, Höfen, zurück über den Südring, Ortenberg, Fessenbach. Das Fahren selbst fällt mir leicht. Kreisverkehre, enge Kurven, Tempo 80, da passiert wirklich nichts, was überraschend den Puls hochjagen würde. Im Grunde fährt sich die Honda sehr ähnlich wie mein Elektroroller mit Sozia hinten drauf. Ich gewöhne mich auch schnell dran, sehr deutlich den Kopf zu drehen, wenn ich abbiege, damit der Fahrlehrer das auch sieht. Ich bin zufrieden.

Nur diese Blinker!!! An den ersten Kreuzungen hupe ich aus Versehen und stelle das Display um. Große Konfusion. So ein Luxusroller, und dann bekommen sie das nicht besser gelöst? Eine Stunde lang cruisen wir umher, und nach jeder zweiten Kreuzung muss mich der Fahrlehrer dran erinnern, das Ding wieder auszuschalten. „Mach dir keine Sorgen, das geht schnell in Fleisch und Blut über.“

Als die Fahrstunde zu Ende ist, nimmt mir der Chef das Funkteil und die Fahrschul-Weste wieder ab. Wir machen den nächsten Termin aus, dann schiebe ich den Roller über die Straße in die Garage. Da wird es so langsam doch enger mit meinem Fuhrpark.

Ich bin komplett durchgeschwitzt, aber sonst geht es mir sehr gut. Eine heißblütige Rennmaschine hab ich mir da nicht gekauft, aber ich glaube, das wird schön!

Nachtrag ca. 24h später:
Ich war echt platt gestern! Und ich hab seither mehr als fünf Liter Wasser getrunken, alleine heute vormittag schon drei! Jetzt fühle ich mich langsam wieder weitgehend normal. Wahrscheinlich schweben über der gestrigen Fahrtstrecke immer noch feine Dunstschwaden… :-)))

2 Gedanken zu „Nachwuchs!“

  1. So, jetzt habe ich auch Deinen Artikel zum neuen Roller gelesen und kenne solche Worte wie Fliehkraftkupplung oder rekuperieren.
    Abgefahren, das werde ich beim nächsten Galgenmännchenspiel verwenden. Die anderen werden mich hassen.
    Die können kein fachrollerisch. 

    Aber schöner Roller, soweit ich das beurteilen kann. Die Farbe gefällt mir. Und es freut mich, dass es mit dem Roller so gut läuft, beziehungsweise fährt.

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