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Eierkocher1

Eieiei…

  • ME/CFS

Samstag morgen, ich hab fast elf Stunden geschlafen. Der Start in den Tag wie immer: Frühstück. Wie immer schlucke ich meine Vitamine, richte das Essen und starte den Eierkocher für mein Frühstücksei.

Ich esse mein Marmeladenbrot, dann stehe ich auf und schalte den Eierkocher aus.
Äh Moment – der hatte doch noch gar nicht gepiepst! Oder doch? Warum bin ich aufgestanden? Was ist los mit mir?

Wie lange war das Ei schon drin? Ich hab keine Ahnung, war völlig in Gedanken gewesen. Und nun?
Ich erinnere mich an den alten Hausfrauen-Trick: Ein gekochtes Ei rollt auf dem Tisch wie ein Festkörper. Ein rohes Ei reagiert träge, wenn man es anschubst, so wie eine Flasche Wasser. Ich probiere es aus, aber so richtig eindeutig ist das nicht.

Also nachschauen. Ich mache ein kleines Loch oben rein und – da drin ist alles flüssig. Ich stelle das Ei also wieder in den Eierkocher und starte ihn neu. Warum hatte ich ihn ausgeschaltet? Ein Piepsgeräusch von der Straße, auf das ich automatisch reagiert hatte? Keine Ahnung.

Der neue Anlauf ist gut gemeint, aber jetzt quillt das Eiweiß aus dem Loch in der Schale raus und gerinnt. Kein Problem, kann man ja trotzdem essen. Aber leider verstopft das Eiweiß jetzt das Loch im Deckel des Eierkochers, und der ganze Deckel fängt an, wild umher zu hüpfen, Wasser spritzt durch die Küche. Also schnell wieder ausschalten.

Ich mache das Loch im Ei größer, aber sorry, so mag ich das nicht essen. Bleibt noch eins – Spiegelei. Ich nehme einen Topf und gebe etwas Öl rein. Und merke erst dann, dass der Topf zwar sauber war aber noch nicht abgetrocknet. Da war noch etwas Wasser drin. Mist, ich bin echt neben der Spur. Das Wasser blubbert und spritzt jetzt im heißen Öl. Aber egal, ich gebe das Ei rein, Deckel drauf, und als es fertig ist, esse ich das Ei auf dem Brot. Gar nicht übel!

Ich hab nicht mehr viel zu Essen da, also gehe ich schnell einkaufen. Als ich nach Hause komme, bin ich durch. Ich verstaue die Einkäufe, dann lege ich mich hin und schlafe sofort ein. Den Rest des Tages verbringe ich weitgehend im Bett.

Heute fühle ich mich zum Glück wieder halbwegs klar im Kopf. Ich muss dran denken, dass für sehr viele ME/CFS-Betroffene dieses Neben-der Spur-sein normaler Alltag ist. As good as it gets. Und in dem Zustand müssen sie mit Ärzten, Versicherungen und Behörden kämpfen, die von der Krankheit noch nie gehört haben und auch überhaupt keine Motivation haben, sich zu informieren. Oder sie müssen – wenn all die Kämpfe gescheitert sind – halt irgendwie versuchen, wenigstens Teilzeit zu arbeiten, um zu überleben.

Ich stelle mir vor, ich läge im Krankenhaus und die Krankenschwester, die eine Spritze aufzieht, wäre in dem Zustand wie ich gestern morgen. Eieiei….!

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