Neulich hab ich in einem Beitrag davon erzählt, welche Strategien es gibt, um Wildtieren nah genug für Fotos zu kommen. Zwei Tage später kam ein neues Youtube-Video von Sean Tucker heraus, einem sehr klugen Fotografen, dem ich folge: „Advice for the Shy Street Photographer„. Er beschreibt darin die Schwierigkeit vieler Street-Fotografen, auf der Straße Menschen anzusprechen, ob man sie fotografieren dürfe. Oder es einfach zu tun, und sich hinterher mit ihnen auseinander setzen zu müssen.
Er sagt, es gäbe die Jäger und die Angler. Und wenn man zu schüchtern sei, um zu jagen, dann könne man ja die Angel auswerfen. Heißt: man sucht sich einen Ort, der ein gutes Motiv abgibt, wo das Licht stimmt. Und dann wartet man, bis irgendjemand genau richtig ins Bild läuft. Technisch gesehen ist das auch ein Foto eines fremden Menschen. Aber die meisten Leute entschuldigen sich eher, dass sie durchs Bild gelaufen sind. Der Fotograf war ja schließlich schon vorher da.
Ich fand das sofort einleuchtend. Und im Grunde ist es mit Wildtieren genauso. Man kann entweder pirschen und ihnen hinterher jagen. Oder man ist schon vorher da und wartet, was passiert.
In den letzten Tagen hab ich mein Glück immer wieder versucht, ich war viel draußen. Manchmal hat man einen Lauf, sitzt inmitten des bunten Treibens und kann gar nicht überall gleichzeitig hin schauen. Am nächsten Tag sind die Tiere in einem anderen Tal und man wartet zwei Stunden, nur um dann zwei Krähen in der Ferne vorbei fliegen zu sehen. Es ist ein großes Überraschungs-Ei…
Natürlich hilft Erfahrung. Welche Tiere sind grade in der Gegend? Woran erkennt man sie? Was für eine Landschaft mögen sie? Zu welcher Tageszeit sind sie aktiv? Viele werden kurz vor Sonnenaufgang aktiv, fressen, spielen, fliegen umher. Etwa zwei Stunden später wird es ruhig. Die Vögel verteilen sich in der Landschaft oder hocken in einem Baum und putzen das Gefieder oder machen sonst was. Hasen und Rehe dösen irgendwo versteckt. Dann ist es Zeit für mich, nach Hause zu fahren. Meistens hab ich dann eh auch schon Hunger. 🙂
Natürlich kann es ziemlich frustrierend sein, wenn man um fünf aufgestanden ist und vier Stunden vergeblich draußen gesessen hat, weil die Tiere heute einfach woanders unterwegs sind. Und dabei ist es derzeit ja morgens noch angenehm warm.
Aber dafür ist es halt auch ein fantastisches Gefühl, wenn es gelingt, wilde Tiere in Ruhe zu beobachten. Ich kann selbst nicht sagen, warum, aber das ist sehr berührend. Vermutlich, weil das eine Verbindung schafft mit unserer Herkunft als Jäger und Sammler. Und Angler.
Lieber Klaus,
danke für diesen schönen Beitrag mit tollen atmosphärischen Bildern und Tierfotos!
Ich kenne das auch, dass mich ein intensives Eintauchen in die Natur sehr berühren kann. Ich glaube, das kommt daher, dass einem dabei auf der direkten Erfahrungsebene bewusst wird, dass man ein Teil von dem allem ist. Ich habe dann das Gefühl, aus einer Art Entfremdung aufzutauchen, die unser normales Alltagsleben in der „Zivilisation“ ja auch bedeutet. Das ist eine sehr schöne Erfahrung, die aber für mich auch einen Verantwortungsaspekt beinhaltet.
Liebe Grüße,
Stefan
Ja, das empfinde ich auch so. Ich hab Kontakt mit dem NABU Offenburg und finde toll, was die alles auf die Beine stellen! Ich würde da gerne mit machen, aber wie so oft setzt die Krankheit halt enge Grenzen…