Endlich hab ich wieder ein kleines bisschen Kraft in den Beinen. Draußen ist es kalt und windig, aber die Sonne scheint. Also schnappe ich die lange Linse und spaziere rüber zum Kulturforum. Vielleicht erwische ich ja ein paar von den Drosseln, die da jetzt wieder Würmer jagen? Ich finde die echt hübsch, und sonderlich scheu sind sie nicht. Tatsächlich, als hätten sie auf mich gewartet:
Hoch oben über der Musikschule haben offenbar die Störche Hansi und Susi das neue Nest endlich angenommen, das man ihnen extra vorbereitet hat. Letztes Jahr hatten sie selbst drüben im Tannweg auf einem Hausgiebel gebaut. Für die Störche war das super, für die armen Mieter mit dem Balkon darunter nicht so. Zumindest waren die Balkonblumen den Sommer über extrem gut gedüngt.
Ich fotografiere den Storch im neuen Nest, als ich aus dem Augenwinkel einen Schatten sehe: Ein anderer Storch kommt mit Schwung heran geflogen. Ich reiße die Kamera hoch und schieße Dauerfeuer. Der Vogel ist so groß und nah, dass er auf den wenigsten Bildern ganz drauf ist. Schon beeindruckende Tiere! Offenbar ist er ein Fremder in der Stadt. Er landet nicht im Nest, sondern in spektakulärem Landeanflug auf der Spitze der Borofsky-Statue. Das soll wahrscheinlich Eindruck machen. Aber weil die Statue so riesig ist, sitzt da nun doch wieder ein süßes kleines Vögelchen auf der Hand. 🙂
Das Wetter kippt. Die Sonne verschwindet hinter immer mehr Wolken, und in dem Moment rauscht ein weiterer Storch heran. Diesmal der richtige!
Er hält entschlossen auf den Eindringling zu, jetzt würde dramatische Musik passen. Er vertreibt ihn erfolgreich von der Statue und aus seinem Revier und landet schließlich im neuen Nest. Home sweet home!
Was für ein Glück! Ich war vielleicht eine halbe Stunde draußen, hatte das richtige Objektiv dabei und bekam so eine Show geboten!