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Herdfabrik6

Die alte Herdfabrik

  • Stadt

Offenburg ist nicht soooo groß. Und trotzdem bin ich selten in der Nordweststadt. Als ich jemanden von der ‚alten Herdfabrik‘ reden hörte, sagte mir das gar nichts. Es klang aber spannend: Hier wurden in den 50ern tatsächlich in handwerklicher Kleinarbeit Herde gebaut. Eine Stadtvilla, daneben ein Pförtnerhaus und eine kleine Fertigungshalle. Alles heute ziemlich herunter gekommen und zugewuchert.

In den nächsten Jahren sollen auf diesem Grundstück fünf mehrgeschossige Wohngebäude hoch gezogen werden. Aber alles, was heute noch steht, soll architektonisch eingebunden werden. Ich kann mir das überhaupt noch nicht vorstellen und bin sehr gespannt.

Als ich ankomme, ist es trüb und kalt. Das passt zu dem alten Gemäuer. Ein Mann fräst sich mühsam mit einem XXL-Rasenmäher durch die alten Hecken. Gut dass ich die vorher noch gesehen hab. Ich frage ihn, ob ich ihn fotografieren darf und er hat kein Problem damit. Wir kommen ins Gespräch. Er erzählt, wie er die Gebäude vorgefunden hat, wie es da drinnen aussieht. Dann macht er sich wieder an die Arbeit.

Das ist etwas, was mich schon lange fasziniert: Ich liebe es, alte Fotos der Stadt anzuschauen. Ich stelle mir vor, wie eine Straße um 1900, in den 20ern, in den 50ern ausgesehen haben mag. Wie es da geklungen, gerochen, sich angefühlt haben mag.

Irgendwann ist mir aufgefallen, dass ich gar nicht so weit zurück gehen muss. Ich war froh, als das hässliche Keilbach-Gebäude in der Hauptstraße abgerissen wurde. Ich finde das neue Gebäude mit der tollen Dachterrasse viel passender. Und doch sähe ich gerne noch mal den früheren Stand. Das gleiche am Rée-Caré. Oder bei der alten Spinnerei.

Mir ist klar geworden, dass man eigentlich immer vor dem Abriss fotografieren sollte. Selbst wenn es ein gewohntes Bild ist, wenn es nicht schön ist. Die wunderbaren alten Fotos aus Offenburgs Innenstadt waren damals auch langweilige Alltagsfotos mit langweiligen Passanten drauf. Man hätte die Bilder an jedem beliebigen Tag machen können. Heute sind sie Zeitdokumente.

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