Ich bin ja in Fischerbach aufgewachsen. Von meinem Fenster aus konnte ich nach Hofstetten rüber schauen. Die halbe Parallelklasse kam aus Hofstetten und gefühlt 80% unserer Lehrer wohnten dort. Nach meiner Schulzeit fuhr ich drei Jahre lang jeden Samstag Nachmittag nach Hofstetten zum Karate-Training.
Und trotzdem war ich mein Leben lang nie ‚auf der Biereck‘. Das war damals wohl eine urige Vesperbeiz, wo viele andere Familien oft und gerne einkehrten. Keine Ahnung, warum wir nicht. Das könnte doch mal einen Ausflug wert sein! Meine Uhr spuckt seit zwei, drei Tagen wieder bessere Werte aus und ich fühle mich auch gut. Also los!
Ich bin recht bald in Haslach, biege rechts ab nach Hofstetten. Meine Güte, der Ort hat sich echt gemausert! Ich muss bei der Kirche nachschauen, wo ich hier weiter muss. Ah ja, hier lang.
Das schmale Sträßchen zieht sich entlang eines Bergrückens stetig nach oben. Kaum Kurven, einfach immer weiter hoch. An einer Abzweigung mache ich ein Päuschen. Der Wald ist wirklich schön hier!
Dann komme ich aus dem Wald heraus auf eine riesige freie Fläche. Zwei, drei Höfe, Wiesen, Äcker, sonst nichts. Jetzt wir mir alles klar! Das ist die Stelle! Hierher fahren begeisterte Sterngucker und Astrofotografen von weit her. Weit und breit kein künstliches Licht (außer einer Hoflampe vielleicht). Und freier Blick in alle Richtungen. Der Nachthimmel hier oben muss atemberaubend aussehen! Ich seufze. Leider kann ich sowas nicht mehr machen.
Mir ist jetzt auch klar, warum der Kindergarten unten im Dorf ‚Sterntaler‘ heißt. Ich hatte vorhin jemanden gefragt, der gegenüber im Garten gearbeitet hat. Nein, in dem riesigen Gebäude ist nicht noch der Fuhrpark der Gemeine untergebracht oder ein Versammlungsraum. Es ist nur Kindergarten. Und er ist voll ausgebucht. 130 Kinder. Also die Menschen in Hofstetten sind nicht Schuld, dass die Bevölkerung im Land schrumpft!
Ich fahre weiter, es geht noch mal in den Wald. Dann stehe ich vor der Biereck. Und traue meinen Augen nicht! Ja, es gibt da einen Stand, wo man rustikales Essen bekommt. Neben einem nagelneuen Hotel. Mit Restaurant, in dem viele Leute gerade genüsslich brunchen.
Unterhalb ein großer Spielplatz. Daneben ein Naturpool. Und daneben ein Tagungshaus mit Sauna.
Es gibt zusätzlich zum normalen auch einen extra Elektroauto-Parkplatz mit geschätzt 15 Ladestationen. Alle belegt. Mitten in der Pampa auf 600 Höhenmetern. Hier ist jemand wirklich in die Vollen gegangen und ich bin ernsthaft beeindruckt. Der Laden scheint zu laufen.
Ich überlege, ob ich versuchen soll, zur Heidburg rüber zu fahren und dann von dort aus zurück? Aber inzwischen sind sicher viele Biker unterwegs und ich hab keine Lust, die auf ihrer Rennstrecke auszubremsen. Also kehre ich um und fahre den gleichen Weg zurück.
In Haslach mache ich einen kleinen Zwischenstopp und gönne mir ein Stück Käsekuchen. Ich kann mich hier gar nicht ungezwungen bewegen. Egal wo ich hinschaue, ich schwanke hin und her zwischen dem, was ich sehe, und dem, was ich von damals erinnere. Aber auch irgendwie schön.
Dann geht’s heimwärts. Jetzt wird es doch anstrengend. Die Formkrise der letzten drei Wochen steckt mir deutlich in den Knochen. Trotzdem war es ein schöner Ausflug mit Überraschungen.