Diese Woche steht mal wieder ein Termin an, um die Honda endlich zur Jahresinspektion zu bringen. Zwei mal musste ich schon absagen und verschieben. Zwar jammert meine Uhr auch heute wieder: „Du hast zwar lange genug, aber nicht gut genug geschlafen, um die Stresslevel über Nacht zu reduzieren.“ Aber ich fühle mich halbwegs stabil. Also beschließe ich, einen kleinen Ausflug zu machen. Mit der Honda. Falls mir sonst noch was auffällt, wenn sie eh in die Werkstatt muss. Und weil’s so schön ist.
Ich bin noch gar nicht los gefahren, da strahlt die Morgensonne die Weingartenstraße herein. Was für ein schöner, ruhiger Sonntagmorgen hier!
Bis ich den Motor starte halt. Das ist mir echt unangenehm. Der Elektroroller würde niemanden stören. Sorry, Leute!
Wohin soll’s gehen? Weit wird es eh nicht werden.
Über dem Schwarzwald zieht es langsam zu. Also andere Richtung.
Ich rolle durch die komplett leere Stadt, dann Richtung Schutterwald. Am Burgerwaldsee biege ich rechts ab. Auch hier rührt sich noch nichts. Weit hinten jemand mit seinem Hund, sonst Stille. Es ist schön hier.
Aber auch irgendwie langweilig. Nach ein paar Minuten fahre ich weiter, über die Autobahnbrücke und nach Schutterwald rein. Weiter nach Neuried? Ich überlege es mir anders. Lieber Baggersee hier. Diese Straße bin ich ewig nicht mehr gefahren.
Mir fallen etliche uralte Autos auf einem Hof auf und ich halte an. Alles US-Straßenkreuzer aus den letzten 70 Jahren. Meine Güte! Mir fallen spontan ein halbes Dutzend Filme oder Bücher ein, wo solche Autos eine Rolle spielten. Das ist Kulturgut!
Und gleichzeitig ist es so traurig, was mit diesen Prägungen grade passiert. Ich verfolge natürlich auch die Nachrichten. Es ist echt schwierig geworden, die USA mit etwas Positivem zu assoziieren. Ich habe die letzten drei Wochen ja auch deshalb damit verbracht, mich von US-Unternehen etwas unabhängiger zu machen.
Das verdirbt so vieles. Die Erinnerungen an meine USA-Reise 1992, all die Musik, die Filme, alles wird irgendwie sauer grade. Es ist wirklich eine Schande. Da ist auch in mir was kaputt gegangen.
Nachdenklich fahre ich weiter. Kurz drauf bin ich am See angekommen. Eine Frau und ein Mann unterhalten sich angeregt. Sie warten wohl noch auf jemanden für die Nordic-Walking-Runde. Das könnten ehemalige Kollegen von mir sein, aber ich bin zu weit weg. Und mit den Außendienstlern hatte ich ja eh nicht so viel zu tun.
Statt dessen schaue ich den Nilgänsen zu, wie sie so abhängen. Das ist sehr beruhigend. Actionfotos gibt das natürlich keine, aber geschenkt. Ist ja Sonntag.
Und nun? Ein kleiner Schlenker ist noch drin. Ich halte mich nördlich. Hohnhurst, dann weiter nach Hesselhurst. Das ist echt ein schöner Wald hier! Da, da ist es etwas heller! Ich kann in einen kleinen Weg einbiegen. Ein See! Das sieht sehr verwunschen aus.
Bis ich am Ufer um die Ecke schaue. Es ist der Baggersee von Hesselhurst. Da drüben schön mit gemähtem Rasen und Sonnenschirmen. 🙂
Egal, ich mag es trotzdem.
Über Weier, Bühl, Bohlsbach geht es zurück nach Hause. Das war jetzt wirklich keine spektakuläre Fernreise. Aber trotzdem schön. Und wenn ich nur auf meine Lust hören würde, wäre ich noch viel weiter gefahren. Das macht jedes mal mehr Freude!
Aber ich bin ja vernünftig…