„Ich bin schon stolz auf das Stückchen, das ich heute gegangen bin.“ Das ist ein Satz aus meinem letzten Beitrag. Und ein gutes Beispiel für den Fluch dieser Krankheit. Denn vier Tage später waren die Lymphknoten dick, der Hals tat weh. Ich hab mich dann total geschont, es ist kein Infekt durchgebrochen.
Aber seither komme ich nicht mehr auf die Beine. In den drei Wochen hab ich mich
– zwei mal abends um die Ecke mit Freunden getroffen.
– Ich war zwei mal vorsichtig Essen einkaufen.
– Und zwei mal unten, um Müll runter zu bringen.
Das wars. Ansonsten nicht vor der Tür. Meine Wohnung sauber zu halten ist das, was ich grade mal so leisten kann. Immerhin.
Ich bin müde und schlapp. Und wenn ich mich bewege, kommt der Kreislauf nicht in Schwung sondern klappt fast zusammen.
Wie lange wird das noch so sein? Wird es überhaupt wieder besser? Oder ist das jetzt das neue Normal? Völlig ungewiss. Es bleibt immer nur die Hoffnung auf morgen. Oder übermorgen. Oder nächste Woche.
Mitte Juni hatte ich mir eine Smartwatch gekauft (Garmin vivoactive 5), die meine Vitaldaten misst. Puls, Herzratenvariabilität, Bewegungen, Sauerstoffsättigung. Daraus kann die Uhr Stresslevel und Schlafqualität ableiten. Und das verdichtet die Software zu einem Energielevel. ‚Body battery‘ nennt sich das.
Natürlich macht mich so eine Uhr nicht gesund. Aber die Werte helfen zu verstehen, was im Körper passiert. Schon einen Tag vor den ersten Symptomen zeigte die Uhr morgens ungewöhnlich wenig Energiereserven an. Da dachte ich noch an einen Messfehler.
Ich konnte mit Hilfe der Uhr auch etwas eingrenzen, warum ich in den letzten drei Wochen so platt war. Ich kann zwar schlafen, aber oft ist der Stresslevel auch im Schlaf ‚mittel‘ bis ‚hoch‘. Manchmal sogar in den Tiefschlafphasen. Mein Körper kommt dann gar nicht in die Erholungsphase rein. Ich wache morgens nicht viel fitter auf als ich tags zuvor ins Bett bin. Das war vor vier Wochen noch deutlich besser.
Meine Träume sind normal und selten bedrohlich, meine Tage zuhause sehr ruhig. Ich bin abends müde und freue mich aufs Bett.
Die einzige Erklärung, die ich für den nächtlichen Stress hab: Das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren. Eine akute Infektion kann es fast nicht sein, ich komme ja kaum noch raus. Ich spüre auch keine Entzündung. Wahrscheinlich halt schlicht das ME/CFS-Problem, dass die Regulierung der Körperprozesse durcheinander ist und nicht mehr in die Balance zurück findet.
Also bleibt nur abwarten – und viel Wasser trinken…
Ach herrje……
Lieber Klaus, ich drücke dir fest die Daumen und hoffe dass du dich bald wieder besser fühlst.
Alles Gute, und melde dich wenn du was brauchst.
Liebe Grüße Sonja