Morgenzauber

Ich bin ziemlich früh wach und nutze die Gelegenheit. Weil ich vom Vorabend noch einen üppigen Zwiebelrostbraten im Bauch hab, skippe ich das Frühstück und packe mir für später ein Vesper ein. Also Zeug packen, auf den Roller und ab dafür.

Eigentlich will ich schauen, was sich draußen in den Unterwassermatten getan hat. Aber grade als die Sonne über den Berg kommt, fahre ich an einem Gerstenfeld vorbei. Korn- und Mohnblumen leuchten dazwischen im Morgenlicht, dass es eine Pracht ist! Die ersten Hummeln sind auch schon unterwegs. Ich kann nicht anders, fotografiere diesen Zauber und kann kaum aufhören. Hach…!

Das Licht ändert sich minütlich und irgendwann reiße ich mich los. Neben dem Gerstenfeld rüstet sich ein Angler und geht zu seinem Platz. Ich packe die Kamera ein und fahre weiter.

Als ich draußen in den Matten ankomme, ist es sehr ruhig. Die turbulente Balzzeit von Kiebitz und Brachvogel ist vorbei. Ab und zu sehe ich aus dem hohen Gras welche auffliegen, aber weit weg und wenig inspiriert. Über die Zeit wird diese Ruhe immer angenehmer. Kein Mensch unterwegs. Ich groove mich ein, sitze einfach da, schaue und lausche.

Neben dem Fahrweg singen Goldammern, Dorngrasmücken, Amseln und Mönchsgrasmücken in den Büschen. Von weiter weg höre ich einen Pirol und mindestens zwei Kuckucke. Einige Neuntöter sind fleißig auf der Jagd.

Über mir kreist ein Greifvogel. Was ist denn das für einer? Vom Flugbild her zu kantig für einen Mäusebussard, zu wenig kantig für einen Rotmilan. Auch nach einiger Recherche zuhause bin ich mir nicht sicher. Google Lens sagt ‚Schwarzmilan‘. Die KI ist ehrlich gesagt meist hilfreicher als alles, was ich ‚von Hand‘ bei NABU und Jagdverband an Fotos finde. Falls das stimmt mit dem Schwarzmilan, wäre das mal wieder eine schöne und unverhoffte Premiere für mich!

Mein Vesper hab ich längst gegessen, die Temperaturen steigen und ich muss aufpassen, keinen Sonnenbrand zu bekommen. Ich bin jetzt auch schon bald vier Stunden unterwegs. Und so mache ich mich gemütlich und sehr zufrieden auf den Heimweg…