Tags nach dem Shooting mache ich mich weiter an die Bearbeitung der vielen Bilder. Gar nicht so einfach, da zu gewichten und zu sortieren!
Kathi hatte beim Shooting die Idee gehabt, auch mal ins Gegenlicht zu fotografieren. Offensichtlich hat es funktioniert, ich staune über die Bilder! Wenn ich sie einen Moment wirken lasse, sehe ich ganze Filmszenen vor meinem inneren Auge…
Und das ist wahrscheinlich kein Zufall. Wir haben alle schon tausende Filme gesehen. Wir sind geprägt von dem, was wir auf Leinwand und Bildschirm gesehen haben: Schauspieler, die in eine Rolle hinein gehen. Eine Kamera, die das ganz nah filmt.
Im richtigen Leben sehen wir uns eher selten so an. Wir halten zivilen Abstand voneinander. Wir schützen uns, indem wir nicht jedem Mitmenschen unsere Gefühle zeigen. Nur wenige Menschen dürfen uns so nah kommen. Und auch die nicht jederzeit.
Ich will ja Bilder machen, die einen Menschen zeigen, wie er ist. Aber was ist nun authentisch? Das, was sich als angemessener Kontakt zwischen Fotograf und Model in dem Moment stimmig anfühlt? Wie gut kennen sich die beiden? Sind sie sich sympathisch? Vertrauen sie einander?
Oder das, was alles in der Person drin steckt, die fotografiert wird? Die ganzen Aspekte, die Teil ihrer Persönlichkeit sind?
Also was will ich künftig fotografieren? Will ich ein Abbild des echten, realen Kontakts zwischen mir und dem Model in jeweils diesem Moment? Oder möglichst tiefe Einblicke in das Innere der Person gegenüber?
Die Antwort ist: beides. 🙂
Das heißt, ich möchte lernen, einen so guten Kontakt herzustellen, dass das Model nicht modeln muss. Kathi konnte mit der Situation total souverän umgehen. Die meisten Menschen, die ich fotografieren möchte, haben das nie gelernt. Ich möchte, dass sie einfach entspannt da sein können. Das ist es, was gute Fotografen tun. Und ich glaube, das ist es auch, was mich an der Portrait-Fotografie so reizt.
Ich weiß, die beiden Beiträge hören sich sehr skeptisch an. Als wäre ich unzufrieden mit mir und der ganzen Aktion. Das ist überhaupt nicht so! Ich hab unglaublich viel gelernt und neu verstanden, was ich mir niemals durch youtube-Videos hätte aneignen können. Ich schaue mir die Fotos an und sie berühren mich. Genau das wollte ich ja. Es ist eher so, dass mir die Ergebnisse noch etwas unheimlich sind. Ich hab eine Tür zu einem großen neuen Raum geöffnet, etwas Licht scheint durch die Tür herein und lässt vielversprechende Umrisse erahnen. Und ich taste mich vorsichtig und ganz aufgeregt zum Fenster vor, um die Vorhänge zu öffnen und Tageslicht herein zu lassen…
Lieber Klaus,
ich bin (mal wieder) beeindruckt, mit welcher Ernsthaftigkeit und Konsequenz du dir die Kunst der Fotografie aneignest. Als Handwerk, aber auch mit all den menschlichen Aspekten, die dazu gehören.
Ich habe es übrigens nicht so empfunden, dass die Beiträge sich skeptisch anhören würden.
Dein Selfie-Projekt von neulich hab ich inzwischen auch ausprobiert, aber ich bin irgendwie nicht so recht von der Oberfläche und dem kritischen Blick weggekommen. Ich glaube, es gehört Übung dazu, ein Selbstportrait unvoreingenommen zu betrachten und mit echter Neugier auf die Person, die da abgebildet ist, von der man ja eigentlich glaubt, sie schon gut zu kennen…
Liebe Grüße
Stefan
Ich schätze, ich bin doch irgendwie ein Streber.
Und ja, niemand ist halt so hart zu uns wie wir selbst.