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Nähe

Mein Kopf so: „Oh, guck mal da! Und da! Boah, das ist ja spannend! Das da will ich auch mal machen! Und dort will ich hin!‘
Meine Beine so: „Haaaaaaaaaalt verdammt! Ich kann nicht so schnell humpeln! Kann mal jemand diesen irren Flummi irgendwie runter holen?“
Ich so: „Kinder, wir müssen Geduld haben! Alles wird sicher gut. Aber das dauert halt.“
Mein Kopf: „Okaaaay…….Und jetzt? … Und jetzt? … Schau mal da hinten!“
Das ist ein kleines bisschen anstrengend.

Es sind nicht nur die kreativen Ausbrüche, die grade zurück kommen. Es ist auch die Sinnlichkeit, die Sehnsucht nach Nähe. Ich lebe nun mal sehr zurück gezogen. Weil ich nicht arbeite. Weil die meisten anderen Leute wenig Zeit haben. Weil ich wegen meiner Erkrankung auch mit Corona besonders aufpassen muss.

Ich kann eigentlich ziemlich gut alleine sein. Aber langsam stoße ich an Grenzen. Irgendwann kommt einem das Gefühl abhanden, Teil der Gesellschaft zu sein. Irgendwann ist ein Treffen draußen mit Maske oder zwei Metern Abstand pro Woche einfach nicht mehr genug. Und Online-Austausch ist toll, aber halt auch kein Ersatz.

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Ich bin damit sicher nicht alleine. Was machen die anderen? Ich hab gegoogelt. Im Oktober gab es mal in Belgien und Holland einen Trend namens ‚cuffing‘: Man sucht sich für die kalte Jahreszeit eine Überbrückungs-Beziehung, und trennt sich wieder, wenn es draußen wärmer wird. War wohl nicht so der Hit, im November war dieser Trend schon wieder vorbei. Sonst hab ich NICHTS gefunden! Im gesamten weltweiten Netz nicht! Nach einem Jahr Pandemie???

Da hocken doch sicher jede Menge Leute ohne Beziehung zuhause, die mit Corona vorsichtig sind. Organisierte Events wie Kuschelpartys gibt es ja derzeit auch nicht. Meine Vermutung: die eine Hälfte hat sich ein Haustier angeschafft, die andere Hälfte trifft sich halt trotz Corona mit anderen und hofft, dass schon nichts passieren wird. So wie früher Sex ohne Kondom.

Wenn man etwas sucht, was es noch nicht gibt, ist das ja eigentlich der beste Grund, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Wahrscheinlich sind die meisten guten Erfindungen so entstanden. Aber leider hab ich noch keine gute Idee. So was wie ein ‚Kuschel-Tandem‘ vielleicht? Also nicht ein Fahrrad mit extra gemütlicher Polsterung, sondern zwei Menschen, die jeweils auf sich aufpassen, und sich so auch einigermaßen sicher treffen können. Wie eine Paarbeziehung halt, aber ohne Paarbeziehung. Keine Ahnung.

Mal schauen. Es arbeitet jedenfalls. Und damit ist immerhin der Kopf etwas beschäftigt und die Beine können sich so lange ausruhen. 🙂

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