Endlich! Seit dem Ausflug zur Schwarzenbachtalsperre letzte Woche war ich nicht mehr wirklich vor der Tür. Einfach zu schlapp. Heute wird es aber reichen. Und der Regen soll auch gleich aufhören.
Das ist doch die Gelegenheit, noch mal bei den Pirolen bei Zunsweier vorbei zu schauen. Ich weiß dank Helmut inzwischen, wo genau die ihre Futterstelle haben. Also fahre ich hin.
Es ist Sonntag morgen, daher mal wieder nichts los. Ich fahre mit dem NIU durch Ortenberg. Dann raus Richtung Zunsweier. Einen der Kreisverkehre nehme ich recht zügig. Dann scharrt es unten, der Seitenständer sitzt auf. Ups!
Das heißt logischerweise, dass eins der zwei Räder dafür wenig Kontakt zur Fahrbahn hat. Ich lenke beherzt dagegen und fliege fast aus der Kurve. Mann, ist der kleine Roller empfindlich! Anscheinend hab ich mich ganz gut an die Honda gewöhnt, was Fahrtempo, Kurvenlage und Gewicht angeht. Nach einigem Rumeiern und einem Fuß kurz auf der Straße fange ich den Roller wieder ein. Alles gut gegangen. Jetzt bin ich wach!
Etwas gemächlicher fahre ich weiter und bin kurz drauf auch am Ziel. Doch da steht ein Schild ‚Durchfahrt verboten‘. Erst als ich näher komme, sehe ich, worum es geht: Hier soll wohl ein Cross-Golf-Match statt finden!
Ach je, da werden Erinnerungen wach! Zwei Dutzend Leute, keiner hatte Ahnung von dem Sport. Ich hatte zum allerersten mal einen Golfschläger in der Hand, und mehr als den einen, ein 3er Eisen, hatte ich auch gar nicht. Alle hatten jede Menge Spaß. Zwischen Schlamm und Gestrüpp kann man das ja eh nicht ernst nehmen. Am meinem allerersten ‚Loch‘ damals (einem alten Autoreifen auf der Wiese) brauchte ich 87 Schläge. Ganz knapp über Par. 🙂
Meine Güte, das ist gut zwanzig Jahre her…
Bisher ist hier aber noch ruhig, nur zwei Autos parken. Wenn die Leute anfangen zu spielen, hab ich das im Blick und kann immer noch verschwinden. Oder halt das Turnier fotografieren.
Und so setze ich mich genau da hin, wo Helmut mir geraten hatte: mit freiem Blick auf den Maulbeerbaum, an dem die Pirole sich letzte Woche satt gefressen hatten.
Aber heute ist da nichts.
Wirklich gar nichts.
Es ist totenstill.
Wasser tropft noch von den Bäumen.
Ab und zu fällt ein Apfel oder eine Walnuss von einem der Bäume hinter mir mit einem ‚plopp‘ ins Gras.
Aber kein Vogel. Also GAR KEINER. Nicht mal eine Krähe oder Taube.
Da ist ja bei mir vor dem Balkon mehr los!
Ich übe mich in Geduld. Vielleicht schlafen die sonntags ja auch gerne aus. Neben mir sind zwei aufgeschichtete Gestrüpp-Haufen. Manchmal nutzen Eidechsen solche Gegebenheiten und sonnen sich auf einem der Ästchen oben. Aber die Sonne ist schon wieder weg. Keine Eidechse.
Ich sitze fast zwei Stunden da und warte. Ich höre zwei Buntspechte irgendwo tief im Gestrüpp über mir. Hoch am Himmel flattern doch noch ein paar Krähen dahin. Ein Storch fliegt über das Wäldchen. Das wars.
Ich schicke Helmut eine Nachricht. Er war die letzten Tage auch hier und hat keine Pirole mehr gesehen. Offenbar sind die schon auf dem Weg nach Afrika.
Ausgeflogen. Tierfotografie ist echt schwierig, wenn man so selten vor die Tür kommt.
Aber dafür – und auch das muss man sehen – flogen heute auch keine gefährlichen Golfbälle umher. Es ist immer noch niemand da. Vielleicht haben die ja auch gestern schon hier gespielt.
Ich packe also langsam mein Zeug zusammen und fahre wieder nach Hause…
Nachtrag abends
Manche Dinge erkennt man erst im Rückblick. Trotz des Misserfolgs mit den Vögeln ist mir heute etwas sehr Bemerkenswertes gelungen: Ich war zwei Stunden draußen und bin nicht nass geworden. Das war glaube ich das einzige regenfreie Zeitfenster heute! 🙂