Sonntag morgen mal wieder. Für meine Verhältnisse gut Energie und gutes Wetter. Also drehe ich eine Runde. War da was mit Biker-Fieber?
Es würde mich reizen, mal die Schwarzenbach-Talsperre anzuschauen. Keine Ahnung, ob sich das lohnt. Ein länglicher blauer Fleck auf der alten Fahrradkarte, mehr weiß ich darüber nicht. Und es ist ziemlich weit weg. Und ziemlich weit oben.
Ich fahre einfach mal los Richtung Achern. Wegen eines Stadtfestes ist die Innenstadt gesperrt. Ich irre etwas durch ein Wohngebiet, dann finde ich mich auf dem Weg nach Sasbachwalden. Da war ich noch nie.
Das ist ein wirklich hübsches Städtchen! Und seeehr steil. Meine Honda hat mit ihren 15 PS zu kämpfen, sobald es aus dem Ort raus geht. Ein Mann im Mercedes-Cabrio rollt genervt mit Tempo 50 ein Stück hinter mir her, dann rauscht er mit bestimmt 80 Sachen an mir vorbei.
Jetzt hab ich Ruhe. Niemand sonst ist hier unterwegs. Ich halte an, mache Fotos und genieße den Ausblick.
Nach vielen Kurven erreiche ich die B500. Jetzt bin ich von der Talsperre gar nicht mehr so weit entfernt. Als ich da so in die Karte schaue, hält ein Biker neben mir an: „Oh, das ist ganz in der Nähe! Vielleicht sieben Minuten von hier!“ Okay, lass es mit meinem Roller zehn Minuten sein.
Übertreiben will ich es aber auch nicht. Das ist jetzt so eine klassische Risikoabschätzungs-Situation. Oft ist es der eine Schlenker, der dann zu viel war. Also biege ich statt dessen rechts ab. Und bin ganz erstaunt, als ich so plötzlich schon am Mummelsee angekommen bin.
So hab ich den glaube ich noch nie gesehen! Kein einziger Bus da, nur wenige Autos. Und vielleicht zwei Dutzend Biker, die Pause machen wie ich. Es ist richtig ruhig! Früher fand ich den Ort furchtbar touristisch. Jetzt kommt es mir sehr entgegen, dass ich den Roller zehn Meter vom Wasser parken kann. Ich setze mich auf einen Bootssteg und lasse die Füße baumeln. Herrlich!
Es ist immer eine Frage des Timings. Sonntag morgens gibt es keinen Berufs- oder Werksverkehr. Die meisten Leute werden erst so gegen elf Uhr aus ihren Häusern kommen. Wo man unter der Woche vor Ampeln Schlange steht, rolle ich einfach dahin. Oder sitze jetzt hier, fast als wäre es ein einsamer Bergsee.
Irgendwann stehe ich auf. Ich hole mir noch eine Brezel, wo es hier schon welche gibt. Inzwischen werden es doch mehr Motorräder, es wird lauter. Also sattle ich wieder auf.
Am Ruhestein überlege ich: weiter zum Lotharpfad? Dann zur Zuflucht? Dann die Oppenauer Steige runter? Oder sogar noch über Bad Griesbach? Wäre schon reizvoll. Aber siehe oben. Risiken abwägen. Also biege ich schon hier rechts ab.
Ich bin nur wenige hundert Meter weit gefahren, da überholt mich eine Gruppe Biker ziemlich abenteuerlich auf dieser kurvigen, schmalen Straße. Hallo??? Gegenverkehr möglich???
Ich schüttle den Kopf, dann fahren sie plötzlich alle rechts ran. Dachte ich’s doch. Das sind B500-Bretterer. Die wollen nicht hier runter. Ich rolle gemütlich an ihnen vorbei das Tal hinunter.
Die Strecke ist nicht leicht zu fahren für einen Neuling wie mich. Sehr steil, sehr enge Kurven. Aber ich bin alleine hier und kann mir alle Zeit der Welt nehmen. Ich hab Muße, ab und zu nach links und rechts zu schauen und zu genießen. Wie gesagt, antizyklisch Reisen lohnt sich!
Irgendwann komme ich auf die Strecke, die ich inzwischen schon kenne. Allerheiligen-Wasserfälle, Lierbachtal, Oppenau. Und von dort bin ich bald wieder zuhause. Als ich ankomme, ist grade mal elf Uhr. Es geht mir sehr gut. Ein schöner Ausflug!
Erstaunlich eigentlich, wie viel vom Schwarzwald um mich herum ich noch gar nicht kenne! Ich war halt fast immer nur mit dem Mountainbike oder zu Fuß unterwegs. Da ist der Radius begrenzt.