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Erdbeermond

Erdbeermond

Katrin gestern am Telefon: „Weißt du, dass heute Nacht ein Erdbeermond zu sehen sein wird?`“
„Ja, hab ich gelesen. Aber der wird erst so um 23:15h über das Hohe Horn kriechen.“
„Oh je, das ist mir zu spät.“
„Geht mir genauso. Ist sicher auch nicht so furchtbar spektakulär.“

Wie erwartet bin ich auch vor neun im Bett und schlafe ein.
Um kurz vor zwölf wache ich aber auf, die Blase drückt. Und der Mond winkt durch die Ritzen des Rolladens. Also gut, dann kann ich auch ein paar Fotos machen!

Stimmt, der Mond sieht relativ groß aus. Und er hat einen eher orangenen Farbton, fast wie der Mars. Das ist nicht wirklich eine Sensation, aber wo ich schon auf dem Balkon stehe, knipse ich halt auch.

Unsere Augen sind im Vergleich zu vielen anderen Tieren vor allem nachts ja eher so die Sparversion. Trotzdem gibt es noch keine Kamera, die auch nur im Entferntesten solche Helligkeitsunterschiede verarbeiten könnte wie unsere Augen. Was meine Kamera nämlich sieht:

Ja genau. Einen weißen Punkt vor schwarzem Hintergrund.
Der Mond ist viel zu hell, während alles andere viel zu dunkel ist.
Also muss ich tricksen. Ich mache zwei Fotos. Dann lege ich mich wieder schlafen.

Heute morgen mache ich mich an die Arbeit. Zuerst das erste Foto nur vom Mond. Die Luft war recht feucht, deshalb sind die Details nicht sehr scharf. ISO 200, 1/180 Sekunde, Blende 6,7:

Dann das zweite Bild von der ganzen Szenerie. ISO 6400, 1/8 Sekunde, Blende 4,5.
Diese Einstellungen bringen ungefähr 1.400 mal so viel Licht auf den Sensor wie beim ersten Foto!
Damit ist zwar der Mond wieder völlig ausgebrannt und ohne jedes Detail, aber nun taucht langsam die Umgebung auf. Und weil ich in RAW fotografiert hab, kann ich die dunklen Bereiche nun aufhellen, so dass man die Häuser ahnen kann. Den Mond dunkle ich ab, so dass er nicht alles überstrahlt:

Jetzt muss ich nur noch den ‚guten Mond‘ von Bild 1 in die Szenerie rein schneiden, und dann sieht es ungefähr so aus wie meine müden Augen es letzte Nacht gesehen haben:

Wie schon gesagt, es gibt wirklich überwältigendere Phänomene am Nachthimmel. Aber es zeigt mir mal wieder, was für ein Wunderwerk unser Körper ist. Selbst die Teile aus dem B-Regal von Mutter Natur… 🙂