Ich kann grade wirklich nicht meckern. Für meine Verhältnisse bin ich in den letzten Wochen gut rum gekommen. Sogar Ausflüge mit der Honda sind möglich! Pfingsmontag fuhr ich das Kinzigtal hoch bis Steinach, dann Schweighausen und wieder runter nach Ettenheim. Bei Friesenheim hab ich nach den Bienenfressern geschaut und – ja, sie sind wieder alle da.
Am Donnerstag war ich schon wieder in Steinach, diesmal zu einem Geburtstagsbrunch. Wir saßen unter einem mächtigen Nussbaum zusammen und aßen, was das gemeinsame Buffet hergab und der eigene Magen fassen konnte.
Seit fast einem Jahr war das das erste mal, dass ich unsere Donnerstagsgruppe mal wieder versammelt treffen konnte. Das war sooo schön! Und gleichzeitig fühlte es sich an, als wäre ich nie weg gewesen. Surreal!
Heute sieht es auch wieder gut aus. Um halb sieben sitze ich auf dem Roller und fahre los. Erst mal Renchtal, dann weiter schauen. Kurz vor Oberkirch hängt ein alter Traktor an einem Autokran. Was soll denn das bedeuten? Eine etwas aufwändigere Diebstahlsicherung?
Ich fühle mich gut und optimistisch. Warum nicht mal einen Schritt weiter gehen? Noch ein Tal weiter fahren? Genau das mache ich. Ich biege in Oberkirch ab in Richtung Ringelbach.
Hier war ich noch nie. Das Tal ist eng, die Morgensonne beleuchtet grade mal einzelne Hügelkuppen. Das sieht sehr malerisch aus. Leider kann ich hier nirgends anhalten und fotografieren. Als ich auf Ringelbach zufahre, muss ich fast lachen. Der Ort ist so idyllisch zwischen die Hügel geschmiegt, das sieht aus wie eine Szene in der Augsburger Puppenkiste!
Ach, und auch hier kann ich nicht anhalten!
Das Fahren mit der Honda macht mir immer mehr Spaß. Sie läuft super, ich werde langsam etwas sicherer und entspannter. Aber obwohl ich wirklich gemütlich unterwegs bin, bin ich noch viel zu schnell für die vielen Eindrücke. Es fühlt sich an wie das Intro zu einer Doku. „In der heutigen Folge: …“
Nein, im Schwarzwald muss man wandern. Oder höchstens mit dem Mountainbike fahren.
Als ich das so denke, rolle ich schon wieder hinunter ins Achertal nach Kappelrodeck. Was für ein wunderschöner Ort! Ich mache hier den Touristen, sage ‚Aaah‘ und ‚Oooh‘ und mache Fotos. Auch hier verpasse ich die besten Stellen, weil keine Haltemöglichkeit. Und zu Fuß zurück laufen geht halt auch nicht. Ich gebe aber zu, dass das heute Jammern auf sehr hohem Niveau ist.
Ich fahre weiter nach Ottenhöfen, dann schwenke ich rechts ab in Richtung Allerheiligenfälle. Zum Glück bin ich so früh dran. In zwei, drei Stunden ist hier wahrscheinlich der Teufel los. Touristen an den Wasserfällen, Motorräder auf der Strecke. Die Warnschilder ‚Sturzgefahr‘ stehen sicher auch nicht umsonst da.
Ich möchte wenigstens kurz am Talausgang der Wasserfälle anhalten. Wasser trinken, austreten, danach fährt es sich wieder entspannter. Aber dann sehe ich, dass der Pfad direkt hier los geht. Schon 30 Meter weiter stehe ich mitten zwischen bemossten Steinen, flechtenbewachsenen Ästen und umgestürzten Bäumen. Es ist wunderschön hier, und immer noch kein Mensch da außer mir.
Ich mache ein paar Fotos, dann setze ich mich auf einen Stein und lasse die kühle, feuchte Luft in die Lungen strömen, lausche den Vögeln und dem Plätschern des Wassers. Das ist, nach dem Brunch am Donnerstag, schon wieder so ein ‚Dass-ich-das-nochmal-erleben-darf!‘-Moment.
Nach einer ganzen Weile breche ich wieder auf. Weiter das Tal hinunter nach Oppenau. Es ist immer noch sehr angenehm mit den Temperaturen und ich bin nicht müde. Also fahre ich spontan das Tal nach Bad Antogast hoch.
Am Ende der Straße ist das Zentrum von ‚Art of Living‘, einer Yoga-Gemeinschaft, Sekte oder was auch immer. Es stehen etliche Autos da. Ich könnte jetzt einfach da rein spazieren und man würde mich sicher mit offenen Armen empfangen.
Irgendwie ist da schon eine Sehnsucht nach Spiritualität, nach tieferer Verbundenheit, nach intensiverem Sein in mir. Aber halt nicht mehr der Glaube dafür.
Ganz praktisch – was sollte ich an diesem Ort hier? Ich will nicht singen, nicht lange meditieren, hab mit hinduistischen Gottheiten oder Gurus nichts am Hut. Und liebe Menschen hab ich ja zum Glück auch so um mich.
Das einzige, was mich hier wirklich reizen würde, wäre der weite, tiefe Wald um das Gebäude herum. Vielleicht eher keine idealen Voraussetzungen für einen Neuzugang. 🙂
Also fahre ich wieder zurück. Das Tal sieht auch hier aus wie gemalt. Schmetterlinge flattern über den Wiesen. Ein Neuntöter fliegt von einem Masten auf, als ich anhalte.
Ein zweites mal heute rolle ich nach Oppenau. Ich könnte ja mal wieder bei Andrea vorbei schauen. Hoffentlich nerve ich nicht irgendwann. Ich rufe sie an. „Ja gerne, gib mir ein paar Minuten, wir stehen grade auf.“
Ich setze mich also direkt vor der Oppenauer Kirche auf das Bänkchen unter der Linde und esse mein Käsebrot. Ein anderer Biker parkt direkt daneben, spricht mich an. „Was ist denn das für ein Roller?“ Fachsimpeln, Erfahrungen austauschen, auch mal schön. Es kommen mehr Menschen, gleich beginnt die Messe. Ich höre Orgelmusik von drinnen. Klingt ein bisschen wie der Pachelbel-Kanon.
Als ich bei Andrea ankomme, meint sie: „Lustig, heute morgen hab ich an dich gedacht. Ich hab da ein Problem. Das WLAN tut nicht, wie es soll.“ Mit einem hochprofessionellen Stecker raus-Stecker rein sieht es wenige Minuten später wieder gut aus. Erfolgserlebnisse sind super!
Beim Testen fällt mir aber auf, dass ihr neues Notebook furchtbar langsam ist. Da fehlen jede Menge Systemupdates! Also lassen wir das Ding arbeiten. Aber das sollte doch viel schneller gehen? Die CPU hängt konstant bei 100%.
Einen Lüfter gibt es nicht. Wahrscheinlich bremst der Rechner sich herunter, um nicht zu überhitzen. Andrea holt ein Kühlpad aus dem Gefrierfach und wir legen es unter das Notebook. Tatsächlich wird es deutlich schneller! Sowas hab ich jetzt auch noch nicht erlebt.
Und so sitzen drei erwachsene Menschen eine Stunde vor dem Notebook, unterhalten sich und gucken zu, wie es Updates lädt und installiert. 🙂
Irgendwann kommt der Hunger. Andrea und Christoph wollen deshalb zum Stadtfest. Mir wird es draußen langsam zu warm. Außerdem war ich so oft essen in letzter Zeit, dass die Gemüsevorräte im Kühlschrank langsam weg sollten. Und so verabschiede ich mich und fahre gemütlich wieder zurück nach Offenburg.
Jetzt sitze ich hier zuhause, bin glücklich. Meine Garmin-Uhr ist zufrieden mit mir und der Honda haben die 85km auch gut getan. Ist ja schließlich ein Roller und kein Steher!
Lieber Klaus,
ich freu mich sehr für dich, dass du wieder so viel machen kannst. Wie viel von der Verbesserung der letzten Wochen schreibst du eigentlich dem Kreatin zu?
Herzliche Grüße, Stefan
Hallo Stefan,
ich hab keine Ahnung, wie viel das Kreatin da rein spielt. Ich hab aber auch keine andere Erklärung für die Verbesserung. Ich hab eigentlich nichts geändert.
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