Ich kann nicht sagen, woran es gelegen hat. Anfang der Woche war Marcus zu Besuch, Freund aus Musikertagen. Er hatte ein Gerätchen dabei, mit dem man über zwei Elektroden frequenzspezifischen Mikrostrom durch den Körper leiten kann. Das wollte ich mal ausprobieren. Ich hab ein leichtes Kribbeln gespürt, ansonsten nichts Auffälliges. Aber vielleicht hat das trotzdem einen Beitrag geleistet.
Jedenfalls hab ich seit etwa einer Woche wieder deutlich mehr Energie. An meiner Uhr kann ich das gar nicht so deutlich ablesen, aber ich war jetzt fast jeden Tag draußen, entweder einkaufen oder im Grünen.
Zum Beispiel am Donnerstag. Mittags hab ich mich mit Katrin im Brandeck-Biergarten getroffen und seit ewig mal wieder ein klassisches Schnitzel-Pommes-Salat gegessen.
Von da bin ich nach Rammersweier weiter gefahren. In einer Senke steht noch Wasser, vollständig bedeckt mit Entengrütze. Das sieht aus, als könnte man drüber laufen.
Ein Stück weiter wachsen Schachtelhalme an einem Bach, der Stamm ist fast so dick wie mein kleiner Finger. Hab ich so noch nie gesehen.
Abends bin ich trotzdem noch nicht erschöpft, ich hibble vor mich hin. Kann ich vielleicht noch zum Donnerstagstreff gehen? Das wär so schön, die Leute mal wieder zu sehen! Aber da siegt dann doch die Vernunft.
Heute morgen wache ich recht früh auf und fühle mich gut. Ich fahre zum Königswaldsee. Die Pirole sind zurück und tatsächlich höre ich sie auch überall in den Bäumen. Zu sehen bekomme ich keinen. Trotzdem ist es eine schöne Atmosphäre. Auf dem Flugplatz nebenan mäht ein Traktor das Gras, deshalb steht das Tor offen. Ich nutze die Chance und mache ein paar Fotos.
Am See ist der halbe Angelverein am Fischen. Vom Ufer, vom Ruderboot, überall sitzt jemand. Zum Glück sind Angler ruhige Menschen. Während ich so da sitze, fliegen mir Pappelsamen um die Nase. Es sind so viele, dass der Boden an manchen Stellen schon bedeckt ist. Es sieht fast aus wie Schneien. Einen Moment muss ich an ‚Stranger Things‘ denken. Sehr surreal.
Dann steuert ein einzelner Schwan auf eine Gruppe Nilgänse zu. Sehr zielstrebig. Was hat er vor? Sie lassen sich erst mal nicht beeindrucken. Dann nimmt er Fahrt auf, flattert und wuchtet seinen Körper laut röhrend übers Wasser. Nilgänse sind auch nicht grade klein, aber wenn so ein Kaventsmann, gut zehn Kilo, über zwei Meter Spannweite, auf dich zurauscht, dann ziehst du besser Leine.
Sobald sie aus der Schnappdistanz des Schwans entwischt sind, bremsen sie wieder ab und tun demonstrativ so, als wäre nichts gewesen. Ein Meter Abstand muss reichen. Das wiederum macht den Schwan wütend. Er nimmt neuen Anlauf, jagt die Gänse vergeblich hin und her.
Als er aufgibt und ein Stück weiter schwimmt, landen zwei weitere Nilgänse schimpfend direkt neben ihm. Auch die anderen rücken ihm auf die Pelle. Auf mich wirkt die ganze Szenerie wie bei Geschwistern: Wenn sie da sind, wird gestritten. Wenn nicht, ist es langweilig, also auch doof. 🙂
Irgendwann ist gut und ich will nach Hause fahren. Aber der Elektroroller lässt sich nicht einschalten. In den letzten Tagen hatte er schon ab und zu versucht, selber los zu fahren, wenn ich irgendwo stand. Anscheinend wieder Wackelkontakt im Gasgriff, wie vor zwei Jahren schon.
Ich spiele rum, schalte die Zündung mehrfach aus und wieder ein. Geht immer noch nicht an. Ich ziehe den Stecker vom Akku, warte, stecke ihn wieder rein. Jetzt geht es! Puh, das wäre sonst echt blöd gewesen.
Zuhause rufe ich gleich bei der Werkstatt an. Ich bestelle die gleichen Ersatzteile wie damals. Diesmal sind sie lieferbar, in ein paar Tagen da. Also nicht wieder neun Monate drauf warten! Das ist die gute Nachricht.
Die schlechte ist, dass die Werkstatt total überlastet ist. Mein Termin für den Einbau der Teile ist der 08. Juli! So lange fahre ich mal lieber nicht mehr mit dem NIU. Gut, dass ich die Honda nicht verkauft hab!