Mit tollen Touren ins Grüne ist grade nicht viel drin. Ich investiere meine Energie hauptsächlich in Orgakram: Ich hab zum Beispiel die Kosten der drei Blutwäschen letztes Jahr eingereicht und bin gespannt, ob ich sie doch noch erstattet bekomme. Mein neues Bett steht endlich samt Lattenrost und ich schlafe gut drin. Brot backen, Essen einkaufen, das Übliche…
Sauerstoff drinnen
Gestern war ich beim Hals-Nasen-Ohrenarzt. Meine Sauerstoff-Sättigung sackt nachts laut meiner Garmin-Uhr manchmal bis unter 80% ab. Das wäre sicher nicht gesund und könnte ein Grund sein, weshalb ich nachts nur wenig Energie regenerieren kann. Es könnte aber auch einfach nur ein Messfehler sein.
Also hab ich bei meiner Hausärztin gefragt. Die hat mich ans Schlaflabor verwiesen. Und die mich an den HNO. Der hat ein Polygraphiegerät, das macht das gleiche wie meine Uhr, nur in amtlich. In der Arztpraxis geht anscheinend grundsätzlich niemand ans Telefon. Also musste ich gestern selber hin, um einen Termin zu machen. Warteliste für das Gerätchen: bis April!
Abends rief dann die Praxis an: Jemand hat seinen Termin nicht genutzt, ich könnte gleich vorbei kommen und das Ding abholen! Das hat netterweise Katrin für mich gemacht samt Einweisung.
Abends hab ich mich dann verkabelt: Ein Gurt mit Messgerät um die Brust, einer mit Sensor darunter, Infrarotsensor an den Finger, Schlauch unter die Nase, und alles ist miteinander verbunden. Da wird das Bewegen im Bett schwierig. Nach dreimal umdrehen brauche ich sicher jemanden, der mich da wieder raus knotet. Vielleicht sollte ich das Handy in Reichweite lassen!
Erstaunlicherweise konnte ich trotzdem schlafen. Zumindest bis vier Uhr, dann war ich so steif und verkrampft, dass ich die Messung gestoppt und das Geraffel ausgezogen hab. Müsste auch so reichen. Übernächste Woche bekomme ich die Auswertung. Ich hab mich erleichtert in die Laken gekuschelt und noch mal drei Stündchen geschlafen.
Sauerstoff draußen
Heute morgen geht es wieder in die Stadt, um das Köfferchen zurück zu bringen. Die Luft ist kühl und feucht, aber es ist eine schöne Morgenstimmung. Als ich die Klosterstraße kreuze, stoppe ich überrascht den Rollstuhl. Wer ist denn das??? Das hab ich noch gar nicht gesehen!
Inzwischen hab ich gegoogelt. Das Bild zeigt Marie Gegg. Seit Juli ist das schon da! So lange bin ich da schon nicht mehr vorbei gekommen! Ich bin ein bisschen erschüttert. Immerhin finde ich mich noch ohne Navi zurecht.
Als ich beim HNO nach einer halben Stunde alles versorgt hab, komme ich wieder raus – und stehe im Regen. Ein langes Wolkenband zieht sich genau über Offenburg dahin. Eine Regenhose hab ich nicht dabei. Also stelle ich mich bei den Pagoden unter. Zeit hab ich ja.
Es ist noch recht früh, viele Läden haben noch gar nicht offen. Neben mir auf der Bank gönnt sich ein Mann einen Zigarillo. Menschen gehen zur Arbeit (oder zum Arzt…), die Stadt läuft sich erst warm. Ich atme tief durch. Ein schöner, friedlicher Moment!
Nach einer halben Stunde wird mir doch langsam kalt. Als der Niederschlag wenigstens ein bisschen nachlässt, fahre ich heimwärts. Genau als ich zuhause ankomme, hört der Regen auf.
Aber immerhin hab ich schon was erledigt heute! Wäre vor drei Wochen noch undenkbar gewesen!