Beifang

Erster November. Eine Freundin hat Ärger mit ihrem neuen Drucker und ich hab ihr angeboten, mal nachzuschauen. Ich fahre also nach Ortenberg und lege los.

Es mag für manche Menschen seltsam klingen, aber ich hab richtig Spaß! Das ist wie früher im Amt: Situation erfassen, Fehler logisch eingrenzen, finden, beheben, Anwenderin glücklich. Okay, etwas länger hat es schon gedauert, aber wenn das Ergebnis stimmt, ist das sehr befriedigend. Fast so wie puzzeln. 🙂

Eigentlich wollte ich von dort aus nach Gengenbach weiter fahren, dort sollte die Nebelsuppe laut Wetter-App enden. Inzwischen ist das schöne Wetter aber sogar zu mir gekommen! Ich fahre einfach zum Schloss hoch und setze mich auf ein Bänkchen in die Sonne. Herrlich!

Fünfter November. Es geht mir deutlich besser als noch vor drei Wochen. Für längere Ausflüge reicht der Schwung zwar noch nicht, bis zum Edeka heute aber sicher. Ich decke mich also ein.

Als ich wieder raus komme und die Einkäufe im Roller verstaut hab, überlege ich: ein kleiner Schlenker vielleicht noch? Ich fahre Richtung Fessenbach. Da ist grade die Grenze zwischen Nebel und Sonne, das ist ja immer spannend.

Ich sitze eine ganze Weile auf meinem Roller und schaue abwechselnd in die Dunstschwaden über den Bäumen und runter in die sonnige Rheinebene.

Sechster November. Die Nachrichten vom Wahlausgang in den USA muss ich irgendwie verdauen. Ich will ja eh noch meine Stimme zum Volksbegehren ‚Verkleinerung des Landtags‘ beim Bürgerbüro abgeben. Also schwinge ich mich gegen Mittag in den Rollstuhl. Und wo ich schon mal in der Nähe bin, hole ich mir gleich noch einen Frustbewältigungs-Lebkuchen bei Gmeiner. Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen.

Dann drehe ich eine gemütliche Runde durch die Stadt. Die Buden des kommenden Weihnachtsmarkts sind noch verrammelt. Es ist ruhig, die Menschen scheinen heute keine Eile zu haben.

Die Sonne bricht zwischen den Nebelschwaden hindurch, strahlt gleißend auf das Kopfsteinpflaster. Lebendige Schatten schreiten über dieses Meer aus Licht. Ich angle mit meiner kleinen Kompaktkamera unauffällig nach Motiven und freue mich. Eine wunderschöne Stimmung…

Keines dieser Erlebnisse der letzten Tage war geplant. Es war sozusagen Beifang. Ich bin sooo dankbar für diese Momente!