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Rhein

Easy Rider

Ich hab keine Ahnung warum, aber am Samstag Morgen spuckt meine Garmin-Uhr plötzlich fantastisch gute Werte aus! Aus den einzelnen Messdaten kann ich das nicht nachvollziehen. Und ich fühle mich eigentlich nicht anders als in den Tagen zuvor. Na ja, ein Messfehler vielleicht. Oder eine falsche Auswertung der Daten in der App.

Ich fahre dann mit dem Rollstuhl zum Markt in die Stadt, wie ich es eh vor gehabt hatte. Den Rest des Tages fühle ich mich eher faul und gebe dem auch bereitwillig nach.

Am Sonntag morgen juckt es mich doch in den Fingern! Ich schwinge mich auf die Honda und fahre etwas raus. Leider konnte ich bisher ja längst nicht so oft fahren wie ich mir das erhofft hatte. Trotzdem merke ich, dass ich mit jeder Runde ein kleines bisschen entspannter werde. Dass sich die Kurven flüssiger fahren, dass das Vertrauen in das Fahrwerk größer wird. Das ist schon was Schönes!

Das Wetter ist ziemlich mau, aber Hauptsache unterwegs. Ich fahre nach Durbach zur Staufenburg. Dann weiter nach Bottenau, Nussbach, Nesselried, Ebersweier und zurück.
Als ich zuhause alles verräumt hab, klart der Himmel auf und es wird sonnig. Nicht immer fängt der frühe Vogel den Wurm…

Montag morgen spüre ich, dass an den Messungen der Uhr doch was dran sein muss. Es ist nicht so, dass ich explodiere vor Energie. Aber ich fühle mich so stabil und zuversichtlich, dass ich gleich wieder raus fahren möchte.

Diesmal entscheide ich mich spontan für eine andere Richtung. Es zieht mich nach Westen. Ich cruise über die Dörfer. Schutterwald, Dundenheim, Ichenheim, dann bin ich am Ziel: Der Rhein fließt wie immer gemütlich nordwärts. Es ist ruhig, nicht mal Lastkähne kommen vorbei. Ich lege mich auf die Steinrampe, wo Leute sonst ihre Boote zu Wasser lassen und lasse mir die Sonne auf den Bauch scheinen. Das ist soooo entspannend!

Als es mir doch etwas langweilig wird, packe ich zusammen und fahre ein Stückchen zurück. Direkt neben der Straße ist eine Anlegestelle für Altrhein-Boote. Auch hier Stille. Eine ganze Weile sitze ich nur da und schaue aufs gluckernde Wasser.

Dann kommt mir eine Idee. Neben dem kleinen Steg schwimmt etwas Entengrütze auf dem Wasser. Das sieht von unten im Sonnenlicht bestimmt toll aus! Ich muss es einfach probieren! Ich lege mich bäuchlings auf den Steg und versuche, das Smartphone so unters Wasser zu halten, dass der Winkel für ein gutes Foto passen müsste. Das ist mühsam.
Erstens komme ich kaum so weit runter und muss mich ganz schön strecken.
Zweitens sehe ich von oben ja nicht, was die Kamera grade sieht.
Und drittens muss ich aufpassen, dass mir das Handy dabei nicht aus der Hand fällt, sonst muss ich wassertreten gehen.

Ich mache zwei, drei Fotos, das muss reichen.
Aber wie komme ich jetzt wieder hoch? Der Steg ist ein Brett, maximal 20cm breit. Und hat schon deutlich bessere Zeiten gesehen. Gaaaanz langsam und vorsichtig balanciere ich mich hoch. Erst auf die Knie, dann in die Hocke, dann taste ich mich Schritt für Schritt die zwei Meter nach hinten. Das hier ist nur psycho, ich weiß. Aber ich will halt wirklich nicht rein fallen. Mit nassen Klamotten aufs Bike wäre keine gute Idee. Dann hab ich es aber doch heil zurück geschafft!

Und das ist nun das grandiose Ergebnis der Mühen:

Aaaaah! Aber immerhin mal wieder ein kleines Abenteuer.

Danach bin ich für heute bedient und mache mich gemütlich auf den Heimweg. Ich bin nicht annähernd so cool wie damals Dennis Hopper und Peter Fonda. Ich hab auch nie verstanden, was die Motorradfahrer immer mit dieser ‚Freiheit‘ meinen. Aber es hat schon eine seltsame Magie, auf zwei Rädern so dahin zu rollen…

Ein Gedanke zu „Easy Rider“

  1. Hallo Klaus – welch schöner Bericht über Deine „Easy Rider“ – Tour.
    Wirklich sehr schön beschrieben! Toll!!!

    Allerdings habe ich auch den Eintrag zu Deinem Gesundheitszustand gelesen, dieser tendiert derzeit Richtung Zitrone – das bedauere ich sehr!

    Für die meisten Menschen ist es normal…immer Karotte zu knabbern…und merken das erst, wenn es sich ändert. Ich bin noch in der Karotten-Hochzeit und habe mit meinen vielen unterschiedlichen Projekten viel Freude…diese geben mir auch immer viel Energie zurück.
    Ich bin sehr dankbar darüber und weiss – es kann sich schnell ändern.
    Am Wochenende werde ich ein Yoga-Retreat begleiten – als Köchin, das hat sich die letzten Jahre so ergeben – und macht mir Spaß.

    Lieber Gruß & alles Gute

    Andrea

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