Die Natur überrascht einen immer wieder. Ich wache morgens auf, linse aus dem Fenster. Da draußen flattert ein Schwarm kleiner Vögel umher. Hmm, irgendwas ist anders, das sehe ich sogar ohne Brille. Sie fliegen alle gemeinsam kurz auf, landen in einer großen Fichte. Fliegen wieder auf, landen wieder, immer alle gemeinsam. Ich grüble. Spatzen fliegen selten so weit in die Baumwipfel hoch. Stare sind größer und haben eher dreieckige Flügel. Bergfinken auf der Durchreise vielleicht? Hab ich aber noch nie hier gesehen. Die Neugierde ist geweckt!
Ich stehe schnell auf, hole Brille und Kamera. Ich halte drauf und fotografiere. Das Teleobjektiv ist ja gleichzeitig auch mein Fernglas, aber die Vögel sind zu klein und zu weit weg, das muss ich später am großen Bildschirm anschauen. Inzwischen sind sie freundlicherweise in die deutlich näher stehende Birke gewechselt.
Ich hab noch einen Termin, deshalb wird es Nachmittag, bis ich die Fotos hochlade und genauer anschaue. Und ich staune noch mehr! Die Vögelchen haben grüngelbes Gefieder. Aber für Grünfinken ist der Schnabel zu lang und die Brust zu gestrichelt. Girlitz passt auch nicht, dessen Schnabel ist noch kürzer. Ich bin mit meinem Latein am Ende und bemühe das Internet. Und ich werde schnell fündig:
Wenn ein Schwarm so aussehender Vögel immer wieder in einer Birke landet, dann sind es – selbstverständlich Erlenzeisige. Es gibt auch Birkenzeisige, aber die sehen ganz anders aus und haben sich vermutlich früh den Namen markenrechtlich schützen lassen.
Rätsel gelöst! Da ist doch mal wieder direkt vor meinem Balkon ein Berg zum Propheten gekommen. Beziehungsweise geflogen.