Montag morgen. Ich will heute zum Baumarkt raus fahren und ein kleines Reduziergewinde kaufen. 3/8 Zoll auf 1/4 Zoll. Damit kann ich dann ein Mini-Mikro auf ein Mini-Kamerastativ schrauben. Laut Internetseite hat der Markt das Teil vorrätig. Und vielleicht kann ich auf dem Rückweg auch noch ein paar Tierfotos an der Kinzig machen?
Als ich beim Baumarkt ankomme, schickt mich eine Mitarbeiterin, die ich um Rat frage, zur Sanitärabteilung. Hä??? Dort finde ich nichts annähernd Passendes. Ich frage einen Mitarbeiter, er zeigt auf einen Artikel: ‚Reduzierstück 3/8 auf 1/4‘ steht drauf. Aber das ist viel zu groß! Da könnte ich meinen kleinen Finger durch stecken.
Aaaaaargh! Was sollen das hier sein? 3/8 Schnuppse? 3/8 Grrrrmpf? Jedenfalls kein 3/8 Zoll. Diese Amis mit ihrem Imperial System! Je länger ich lebe, desto mehr liebe ich Napoleons guten alten Meter.
Also was nun? Ich fahre zurück. An der Kinzig gibt’s auch nichts zu sehen als ein paar gelangweilte Krähen. Ich könnte es noch beim Fotoladen probieren!
Ich parke den Roller in der Stadt. Die Kamera nehme ich sicherheitshalber lieber mit. Ich spaziere durch die winterlichen Sträßchen, das ist echt schön!
Bei Foto Hund hört sich die Verkäuferin meinen Wunsch an und seufzt. Neben dem Tresen auf dem Boden steht ein Korb mit unzähligen kleinen Tütchen mit Krimskrams drin. Da müsste auch mein gesuchtes Adapterchen dabei sein. Nach einigem Wühlen finden wir ihn, und als ich das winzige Ding in Händen halte, freue ich mich, bezahle und bedanke mich herzlich.
Auf dem Weg zurück zum Roller steht ein Mann mit Gitarre in der Steinstraße und singt. Brrrr, dass dem die Finger nicht abfrieren! Er ist echt gut, tolles Fingerpicking, tolle Stimme, gute Songs und selten gutes Englisch. Ich bin echt überrascht, als er zwischen zwei Songs deutsch spricht.
Ich werfe ihm etwas Geld rein, dann fragte ich ihn, ob ich ihn fotografieren dürfe. ‚Ja klar, wenn das nur für Hobby ist‘. Und so knipse ich mit der langen Mörderlinse, ich hab halt nichts anderes dabei. Schon wieder ein Größenproblem heute! Ich muss etliche Meter zurück gehen, um ihn ganz ins Bild zu bekommen. Im Vergleich zu einem Rotkehlchen ist er halt auch ein wirklich properes Kerlchen! Dann fokussiert die Kamera nicht richtig. Ah kein Wunder, nicht nur ich, auch die Kamera ist noch auf ‚Tieraugen-Erkennung‘ eingestellt.
Ich stelle um auf Mensch, dann klappt das auch mit den Fotos. Der Musiker gibt mir seine E-Mailadresse, damit ich ihm die Fotos schicken kann. Ich hätte große Lust, ihm noch eine Weile zuzuhören, aber es beginnt zu regnen. Ich muss zuhause sein, bevor es Blitzeis gibt. Auf zwei Rädern ist das heikel. Und so vergesse ich sogar, ihn nach seinem Namen oder seiner Webseite zu fragen.
Ich bin echt dankbar, das war eine schöne Begegnung! Es wäre toll, ich hätte hier auch Musik von ihm. Vielleicht kann ich die ja noch nachreichen…