Es gibt ein eigenes Foto-Sujet namens ‚Lost-Places-Fotografie‘. Menschen suchen verfallene, vergessene Gebäude auf und dokumentieren mit der Kamera die Atmosphäre an solchen Orten. Was verfällt und verschwindet? Was überdauert? Und was passt sich an und bekommt so ein neues Leben?
Ich hab zwar selbst überhaupt keine Lust, in alten Gemäuern durch den Staub zu stapfen und dabei ständig Sorge zu haben, dass die Decke einstürzt. Aber ich muss gestehen, dass ich mich der Wirkung dieser Bilder oft nicht entziehen kann.
Wir Menschen haben wie alle Lebewesen nur eine begrenzte Lebensspanne. Wir sind dabei aber die einzige Lebensform, die sich der Zeit bewusst ist und sich eine Vorstellung davon machen kann, wie lange etwas dauern wird. Das ändert alles!
Vielleicht faszinieren mich deshalb solche Fotos. Sie machen die Zeit sichtbar, wie ein ganzer Zeitrafferfilm in einem einzigen Bild.
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Gestern hab ich spontan einen Kontrapunkt dazu erlebt. Ich fuhr an einem großen Gebäude vorbei. Nicht mehr offensichtlich Baustelle, aber auch noch nicht bezogen. Sozusagen die Sekunde zwischen Geburt und erstem Atemzug. Als wäre die Zeit auf Pause gedrückt.
Ich hole zuhause die Kamera und fotografiere diesen seltsamen Zustand. Und begründe damit die Sparte der ’not-yet-found-places-Fotografie’…
Lieber Klaus, gerade in den letzten 4 Monaten habe ich mich auf den Weg zu lost places in meiner Umgebung gemacht, eine kleine Liaison zu diesen Orten habe schon seitdem ich meine erste Kamerea, so mit ca 14 Jahren hatte. Das Ruhrgebiet hat an der Stelle ja einiges „zu bieten“.
Ich liebe die Stimmung gerade auch in Industriebrachen und habe einen Platz unweit von meinem Wohnort gefunden, wo eine riesige Bunkeranlage in einem Wald versteckt ist, begehbar. Da strolche ich gerne mal rum.
Eine not-yet-found-places ist eine spannende neue Kategorie, die es sehr wert ist aufgemacht zu werden von dir. Danke also dafür und auch deinen text.
Es grüßt dich aus dem Norden mit Erdbeer-Pflänzchen-Erde an den Fingern
Ruth