Zum Inhalt springen
Singvögel6

Singvögel und Küchenhäcksler

Okay, diese provozierende Überschrift konnte ich mir nicht verkneifen. Aber natürlich kommen bei mir keine Piepmätze zu Schaden, noch nicht mal wenn ich sehr hungrig bin. 🙂

Um Singvögel ging es gestern, als ich endlich mal wieder draußen war. Ich fotografierte verschiedene Meisen, Kleiber und Finken an der vertrauten Futterstelle bei Rammersweier. Wie schon neulich wollte ich dabei die Flattermänner im Gegenlicht festhalten. Ich finde es faszinierend, wie die Sonne durch die gespreizten Federn scheint und sich das Licht bricht.

Es war schön, so gemütlich draußen zu sitzen und dem munteren Treiben zuzuschauen. Zuhause hab ich die Bilder hoch geladen:

Die Bilder sind immer noch nicht so, wie ich sie geplant hatte. Selbst bei 1/3000 Sekunde sind die Flügel zum Teil noch unscharf. Na ja, die Kleinen machen auch bis zu zehn Flügelschläge pro Sekunde. Zu meiner Überraschung gibt es aber bei einigen Bildern auch seltsame, sehr unnatürlich aussehende Verzerrungen, z.B. hier am Flügelende:

Die meisten dieser Fotos hab ich schon wieder gelöscht. Ich hab zum Glück einen Verdacht, woran das liegen könnte. Den will ich überprüfen, und da kommt nun der Küchenhäcksler ins Spiel. Ich lege ihn seitlich auf die Arbeitsplatte in der Küche und baue die Kamera davor auf. Dann mache ich Testfotos.

Mit still stehendem Messer ist das Bild so scharf, wie es durch den Plastikboden hindurch fotografiert halt sein kann:

Dann schalte ich den Mixer ein, und man sieht gut, wie das Messer um so unschärfer aussieht, je weiter außen man schaut. Klar, größerer Radius, also mehr Strecke pro Sekunde:

Das war zu erwarten. Das Foto hab ich mit dem normalen mechanischen Verschluss der Kamera aufgenommen. Das ist der traditionelle Weg seit vielen Jahrzehnten: Klappe zu, Klappe ganz kurz auf, Klappe wieder zu, dazwischen passiert das Bild.

Schneller ist der elektronische Verschluss, damit gehen 20 Bilder/Sekunde. Außerdem ist der komplett geräuschlos. Was natürlich nützlich ist, wenn man auch mal andere Tiere fotografieren will als völlig tiefentspannte Meisen. Nun passiert aber sehr Bizarres in der Kamera:

Hier gibt es keine mechanische Klappe, die auf und zu geht. Statt dessen liest die Kamera einfach zu einem bestimmten Zeitpunkt die Pixel des Sensors von oben nach unten aus. Eigentlich eine gute Idee. Aber wenn sich etwas sehr schnell bewegt, dann fängt die Kamera oben an. Während sie sich nach unten durcharbeitet, bewegt sich das Motiv weiter. Und so kommt es zu diesen ulkigen Verzerrungen. ‚Rolling shutter‘ nennt sich dieses Phänomen. Und das erklärt auch, warum einige meiner Vogel-Fotos sehr komisch ausgesehen haben.

Da werde ich nächstes mal lieber wieder den guten alten mechanischen Verschluss nutzen, dann sollte alles prima sein.

Technik nervt manchmal, aber an der Physik kommt man halt nur sehr schwer vorbei…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert