Heiligabend, ich spüre immer noch etwas die Booster-Impfung und bin allein zuhause. Etliche Freunde haben sich um mein seelisches Wohlergehen gesorgt, aber ich bekam so viel Anteilnahme und liebe Wünsche, sogar leckeres Essen direkt an die Tür gebracht, dass ich gar nicht dazu kam, mich einsam zu fühlen. Vielen Dank euch allen! Ich bin nicht so gut drin, das anzunehmen und werde da schnell verlegen. Aber ich bin euch echt von Herzen dankbar!
Relativ früh bin ich müde und bereite mich aufs Bett vor. Ich stehe im Bad vor dem Spiegel, putze die Zähne. Und wieder einmal denke ich, wie spannend das hier aussieht! Nur das Licht von der Straße im ansonsten dunklen Raum. Harte Kontraste zeichnen die Kanten des Gesichts nach. Das meiste verliert sich im Schatten. Ich muss es einfach noch mal probieren!
Ich hole die Kamera, 50mm f2, 1/30s aus der Hand. Für ein Stativ ist in der Ecke am Fenster kein Platz. Der Autofokus fährt völlig überfordert hin und her, also manuell. Wenig Licht, keine Brille auf, ich kann Details auf dem Display nur erahnen. Ich drücke ein paar mal ab, dann lege ich die Kamera und mich selbst schlafen. Morgen mal schauen, ob da was raus gekommen ist.
Eben hab ich die Fotos hoch geladen. Das hat nichts Weihnachtliches, das ist eher ein verspäteter Knecht Ruprecht! Dunkel, teilweise unscharf, nicht so wie man ‚eigentlich‘ fotografiert. Aber ich mag die Bilder sehr! Die Nacht kommt, und die klaren Gewissheiten, die Klischees und Vorurteile des Tages verschwinden ins Dunkel. Räume öffnen sich fürs Fühlen und Ahnen.
Manchmal steckt das entscheidende Potenzial in dem, was nicht sichtbar ist…